Immer wieder erblicken neue Finanzblogs das Licht der Welt. Viele Blogger:innen verlieren nach wenigen Monaten die Motivation. Einige halten länger durch. Die meisten unterschätzen aber den zeitlichen Aufwand für neue Beiträge, technische Updates etc. Ist man am Anfang noch voller Tatendrang und Mitteilungsbedürfnis, stößt man nach vier bis sechs Monaten oft an die sprichwörtliche Wand. Themensuche, Zeitmangel, Schreibblockade. Es kommt zum „Finanzblogger-Burnout“.
Das ist nicht so schlimm. Es geht hier schließlich nicht um Leben und Tod. Bloggen ist, zumindest für die meisten, lediglich ein Hobby.
Ich hatte auch eine relativ lange Phase, wo ich es aus zeitlichen Gründen und Ideenmangel keine neuen Beiträge veröffentlicht habe. Dann habe ich verstanden, dass ich eigentlich kein typischer Finanzblogger bin. Es geht mir nicht um die finanzielle Freiheit, von mir gibt es keine ausgefeilten Aktienanalysen oder Werbung für irgendwelche Alpha-Strategien.
Ergo: Ich bin kein typischer Finanzblogger.
Warum? Hier sind meine vier Erkenntnisse:
1. Ich habe Schulden Finanzblogger
Ui ui ui, direkt die ganz große Keule. In Deutschland spricht man ja lieber über traumatische Kindheitserinnerungen und juckende Analfisteln als über Geld.
Ja, ich habe Schulden. Und zwar aus den Leasingverträgen unserer Autos. Obwohl wir auf dem guten Weg vom Leasingnehmer zum Barzahler waren. Schließlich hatten wir monatlich mehr auf ein Tagesgeldkonto geparkt als für die Leasingraten notwendig waren. Dann kamen ein Motorschaden (bei 35.000 km Laufleistung) und ein großer Blechschaden hinzu. Letzterer wurde durch Fremdeinwirkung beim parkenden Auto verursacht, inklusive Fahrerflucht. Zum Glück hatten wir immerhin eine Kaskoversicherung. Geld kostete es natürlich trotzdem.
Vielleicht ist die Finanzierung des Autos heutzutage aber auch gar nicht so unsinnig. Ich weiß es nicht. Müsste man mal durchrechnen.
Auf jeden Fall folge ich nicht dem „Tim Schäfer-Moneysaver“-Konzept aka ‚Vermeide jeglichen Konsumkredit‘.
Da müsst ihr euch also andere Vorbilder suchen.
2. Ich habe keinen Plan Finanzblogger
Als ich vor sechs Jahren über die ersten deutschsprachigen Finanzblogs gestolpert bin, kam mir die Erleuchtung. Vorher hatte mir ja niemand erklärt wie man Budgets kontrolliert und welche Geldanlageformen es gibt.
Mittlerweile dokumentiere ich unsere Einnahmen und Ausgaben. Zudem gibt es grobe Budgets für die verschiedenen Kategorien. Darüber hinaus läuft unser ETF-Sparplan wie ein Schweizer Uhrwerk. Genauso wie die betriebliche Altersvorsorge, ein Riester-Sparplan und das Netflix-Abo.
Aber: Ich habe keinen x-Jahres-Plan.
Zu Beginn der Karriere als erfolgreicher Privatinvestor hilft es sich vorzustellen wie Vermögen durch den Zinseszins exponentiell wächst. Ob es später noch Sinn macht, jährliche Renditen zu orakeln und damit einen Endwert in zwanzig Jahren zu ermitteln, halte ich für fraglich. Die Inflation ist beispielsweise ein Faktor, den wir nicht beeinflussen können. Zudem werden externe Einflüsse hinzukommen, die wir heute nicht einmal erahnen können. Corona ist das beste Beispiel.
Auch im Berufsleben verfolge ich keinen strategischen Plan. Auf die Frage „Wo sehen sie sich in fünf Jahren?“ lautet meine Antwort entweder „Beim Frisör“ oder „Mit Schalke in der dritten Liga“.
Wer also auf der Suche ist nach finanzieller Motivation und dem „richtigen Money-Mindset“ ist bei mir auch falsch.
Meine finanziellen Grundregeln lauten:
1. Gib weniger aus als du verdienst
2. Spare 10-20 Prozent deines Einkommens
3. Lege das Ersparte langfristig und passiv in ETFs an
4. Schau mindestens einmal im Jahr Cool Runnings
5. Lebe nach dem Prinzip: Et kütt wie et kütt.
That’s it!
3. Mir fehlt der Fokus
Erfolgreiche Finanzblogger finden ihre Nische. Bei Finanzrocker Daniel ist es der Podcast, bei dem „jeder etwas mitnehmen kann“. Bei Frugalist Oliver seine penetrante Rumpimmelei. Und bei Pascal von Fyoumoney (P.S. wo ist der eigentlich?) war es seine Abneigung gegenüber Aktienchart-Analysen.
Ich hingegen schreibe über die Grundlagen der Geldanlage, zudem aber häufig über Kinder, Pragmatismus oder auch mal über unseren Schrebergarten. Wäre ich konsequenter und zielstrebiger, müsste ich mich wohl auf ein Thema festlegen. Nur so – sagen zumindest pfiffige Social-Media-Content-Creator– lässt sich nachhaltige Zielgruppen-Bindung aufbauen.
Vielleicht gibt es beim Bloggen aber auch keinen richtigen und falschen Weg?! Dementsprechend funktioniert die eine Vorgehensweise bei dem einen Blogger und für den anderen nicht. Letztendlich dreht sich im Leben doch alles um Versuch und Irrtum. Um das Annehmen von Herausforderungen, die Anpassung an Veränderungen und das Lernen aus jeder Gelegenheit.
Verdammt, jetzt hab ich schon wieder den Fokus verloren…
4. Ich bin bekindert Finanzblogger
Bei einer Auswertung der 225 im Finanzblogroll vertretenen Blogs, ergibt sich folgendes Bild:
– 84,7% der Blogger:innen sind ledig und/oder kinderlos
– 13,8% der B’s haben ein Kind
– 4,6% der B’s haben mehr als ein Kind
Was lernen wir daraus?
1. Die Werte oben ergeben keine 100 Prozent.
2. Die Werte sind rein subjektiv geschätzt.
3. Das Gefühl, dass die meisten Blogger:innen noch recht jung und kinderlos sind, ist echt.
Kinder kosten Zeit und Geld. Und viele Nerven. Natürlich kann man trotzdem sparen und sein Vermögen sinnvoll investieren. Zweifellos ist es allerdings deutlich schwieriger als für alleinstehende Gutverdiener. Wer das anders sieht möge bitte nun sprechen oder für immer schweigen.
Ich kann also keine Sparquoten jenseits der 40 Prozent bieten. Ich habe auch keine Zeit für umfangreiche Aktienanalysen und ETF-Vergleiche. Bei mir bekommst du nur Inhalte, die mir gerade durch den Kopf gehen.
Fazit Finanzblogger
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ich nicht das typische Klischee eines Finanzbloggers erfülle. Falls es jemals eines gegeben hat.
Ich blogge unregelmäßig und scheitere grandios an der Eigenvermarktung über Social Media. Zudem gelingt es mir seit Monaten kaum, neue Finanzinteressierte zu erreichen und die Webseitenbesuche zu steigern.
So what?! Solange da draußen noch ein paar Leute mitlesen bleibe ich dran. Werde weiterhin meine Erfahrungen und Meinungen auf meinem kleinen Blog mit euch teilen. Und versuchen mir treu zu bleiben.
Zumindest das gelingt mir im Alter zunehmend besser 🙂
5. Und darum lese ich deine Beiträge.
Punkt für dich!
Das doppel:innen gendern nervt.
Ich bleibe dabei, bis Du Schach lernst (vielleicht mit den Kindern, wenn sie größer sind?)😂
Haha, ich kann Schach spielen (zumindest kenne ich die Regeln). Immerhin schlage ich noch meine Kinder. Mal sehen wie lange noch…
…und deswegen mögen wir deinen Blog 🙂
Ich lese lieber von Deinen normalen Problemen als diesen „Finanziell-frei!-So-bist-auch-Du-dabei!“-Unsinn zahlreicher anderer Blogger.
LG H