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Dave Ramsey – unterhaltsam, aber kein guter Ratgeber

Dave Ramsey ist ein Radioshow-Moderator, Geschäftsmann und Autor. Vor allem aber eine US-amerikanische Personal Finance-Ikone. Für alle, die massiv verschuldet sind (und keinen blassen Schimmer von Geld haben) bietet er ein Programm namens „Baby-Steps“. Darin sollen die Teilnehmer grundlegende Kenntnisse über Finanzen lernen und ihre Schulden abbauen.

Hierzulande kann man viele Folgen des “Schulden-Gurus” auf YouTube nachverfolgen. Es ist ziemlich unterhaltsam. Auf jeden Fall mehr als Peter Zwegat. Und sicherlich kann auch der eine oder andere in Deutschland etwas von ihm lernen.

Aber: Nachdem die Schulden abbezahlt und wenn es ums langfristige Investieren geht, gibt es aus meiner Sicht deutlich bessere Ratgeber als Dave Ramsey. Es ist teilweise sogar erschreckend, welche Produkte und Strategien er da vorstellt. Welche Tipps er konkret gibt, erkläre ich weiter unten.

Vorab stellen sich aber drei Fragen:

  1. Warum empfiehlt Dave Ramsey solche Produkte?
  2. Wie steht es diesbezüglich um die deutsche Aktienkultur?
  3. Was macht eigentlich Peter Zwegat?

Okay, auf die letzte Frage weiß ich definitiv keine Antwort.

Die anderen beiden schauen wir uns mal genauer an.


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Einfach mal Fresse halten!

Bei Dingen, die ich nicht verstehe, gilt: Fresse halten! Spätestens dann, wenn es um gut gemeinte Ratschläge geht. Ich finde doch es zeugt von Intelligenz, zuzugeben, wenn man etwas nicht weiß. Zudem ist es Zeichen von Ehrlichkeit.

„Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß.“
Sokrates

Oft geben Leute vor eine Antwort nur zu kennen, weil sie unsicher sind oder kompetent erscheinen wollen. In der Folge entwickelt sich ein Gespräch von zwei Blinden über Farbe. Oder einem Katarer und einem Schalker über Erfolgsstrategien beim Fußball.

Das Hauptformat bei Dave Ramsey ist eine Radioshow, bei der Zuschauer eine Frage stellen können. Außerdem antwortet der Guru auf vorbereitete Themen. Beispielweise gibt er aktuell gerne seinen Senf ab über Kryptowährungen. Er ist tendenziell kritisch eingestellt und rät seinen Followern (auch auf Instagram) Bitcoin zu verkaufen.

Kann man machen. Aber es wird deutlich, dass Ramsey – vorsichtig gesagt – nicht gerade ein Krypto-Experte ist. Im Grund versteht er nicht viel davon. Alternativ könnte er ja auch sagen: „Davon habe ich keine Ahnung, informiert euch bei Experten darüber:“

Von Christian W. Röhl beispielweise hört man solche Aussagen öfter. Aber in dessen Adern fließt ja auch grundehrliches rheinisches Blut.

Aktive is funny, ETF is money

Für die Geldanlage empfiehlt Ramsey gerne aktiv gemanagte Investmentfonds. Natürlich sind Fonds mit 5 Prozent Rendite abzüglich einer zweiprozentigen Gebühr besser als 0 Prozent Rendite auf dem Sparbuch. Aber Ramsey weiß es doch eigentlich besser. Passive Indexfonds performen erstens besser (auch vor Gebühren) und sind zweitens deutlich kostengünstiger.

Ramsey empfiehlt das angelegte Geld auf vier verschiedene Fonds zu verteilen:

  • Wachstum
  • Wachstum & Ertrag (Dividenden)
  • Aggressives Wachstum
  • International

Mit Sicht auf Diversifikation ist das eine grottenschlechte Strategie. Denn die Kategorien überschneiden sich größtenteils.
Warum nicht gleich einen FTSE All-World, MSCI World oder von mir aus einen S&P 500?


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Alle wollen reich werden – Berater werden es

Leider schleicht sich zunehmend ein ausgeprägter Ego-Kapitalismus in unsere Aktienkultur ein. Und das ist nachvollziehbar. Schließlich lebt der Kapitalismus von Ideen, neuen Konzepten und Dienstleistungen, die einen Mehrwert schaffen.

Auf Instagram schossen in den letzten Monaten Finfluencer regelrecht aus dem Boden. Sie teilen Strategien, Depotperformances und Dividendenentwicklungen. Es gibt kostenpflichtige Aktienscreener, hochwertige Premium-Analysen-Portale und (überteuerte!) Finanzseminare.

Das alles bietet irgendwie einen Mehrwert. Aber beim Investieren ist weniger mehr.

Es braucht keine seitenlangen Aktienanalysen, um erfolgreich sein Geld anzulegen. Auch keine Podcasts oder YouTube-Videos. Es reicht ein einfaches ETF-Portfolio. Oder – wenn es unbedingt Aktien sein sollen – kann man genauso gut mit einem Dartpfeil auf eine mit Unternehmensnamen gespickte Scheibe werfen.

Man darf sich ja ruhig mit Aktien beschäftigen. Aber die Ausmaße, die das teilweise annimmt, sind schon bedenkenswert. Auch Dave Ramsey könnte einfach ETFs empfehlen. Aber damit verdient er kein Geld. Also bewirbt er Investmentfonds.

Dabei reicht für die meisten Anleger doch ein MSCI World.

(C) Christian W. Röhl I DividendenAdel I dividendenadel.de

Mach’s dir selbst!

Viele Finanzmedien und Finfluencer bieten unterhaltsame und informative Inhalte. Einiges wiederholt sich ständig, anderes ist eingetuppert und aufgewärmt. Ich bin aber davon überzeugt, dass ein größerer Zeitaufwand für die eigene Aktienauswahl keinen finanziellen Mehrwert bringt. Auch die zusätzlichen Kosten für irgendwelche Premium-Modelle sollten gut überlegt sein.

Am Ende des Tages geht es bei der Geldanlage um eine ausreichende Diversifikation und niedrige Kosten. Aber vor allem um Geduld und Demut.

Es sind also vielleicht andere Leute, von denen man mehr übers Investieren lernen kann, als von jenen, die irgendwelche Aktien oder Anlagestrategien empfehlen. Denn bei diesen spielen häufig auch eigene Interessen (it’s the money, stupid) eine Rolle.

Genau wie bei Dave – diesem schlitzohrigen Guru.

Hör auf dem schnellen Dollar nachzurennen und mach was Vernünftiges mit Deinem Leben! Schaffe etwas, statt davon zu leben, was andere kaufen und verkaufen!
Carl Fox (Wall Street)


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5 Gedanken zu „Dave Ramsey – unterhaltsam, aber kein guter Ratgeber“

  1. Hallo Felix,
    ich muss zugeben, dass ich Ramsey sehr unterhaltsam finde. Er ist locker, hat witzige und entwaffnend ehrliche Statements zu bieten. Bei seinen Ratschlägen schielt er wohl auch darauf, was der Durchschnitts-Amerikaner in seinem 401K herumliegen hat, und das sind scheinbar immer noch – erstaunlicherweise – aktiv gemanagte Fonds. Das dreht gerade bei der Generation U30, die lieber in ETFs investiert (meine ich, bei Fidelity und Vanguard gelesen zu haben). Davon abgesehen, hätte ich lieber ein 401K Konto mit gemanagten Fonds als 90% der hiesigen Riesterprodukte für meine Altersvorsorge. Ok, das war jetzt ein schräger Vergleich…
    Es grüßt
    Mirko

    1. HI Mirko,
      ich habe das Gefühl, dass die Generatio U30 lieber in Einzelaktien investiert. Kann aber auch täuschen. Sind die 401k’s nicht auch teilweise ETFs? Kenne mich da nicht so aus, aber ich dachte da wäre auch viel von Vanguard etc. dabei.

      LG Felix

      1. Hallo Felix,
        ja, gerade bei den Jüngeren sind viele ETFs (Vanguard, Fidelity, Wisdom Tree) im 401K. Das ist das nontaxable Depot der betrieblichen Altersvorsorge. Das gibt es auch noch für die Health Care (HSR), wo du komplett nontaxable einsparen kannst. Viele haben daneben auch noch einen taxable Account, bei dem tatsächich an Einzelaktien in Wachstumsbereichen (Tech, Tech und Tech) alles dabei ist. Natürlich gibt es die Möglichkeit, wenn du in einem Konzern arbeitest, die Konzernaktien im 401K steuerlich günstig zu bunkern. Das kann aber auch nach hinten losgehen. Nach der Enron-Pleite haben beispielsweie viele Angestellte, die nur (?!) in Enron investiert waren, ihre Altersvorsorge verloren – zurück auf Los.

        Es grüßt
        Mirko

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