Paul Meier (“mit Ei!”) war ein durchschnittlicher Typ. Er lebte in einer gemütlichen Zwei-Zimmer-Wohnung, arbeitete als Sachbearbeiter in einem mittelständischen Unternehmen und träumte von einem Leben in Saus und Braus. „Irgendwann kaufe ich mir eine Villa mit Pool und einen Porsche“, pflegte er zu sagen, wenn er auf der Couch saß und Börsenmagazine durchblätterte, während im Hintergrund eine Doku über Millionäre lief. Traum Einzelaktien
Eines Tages, nach einem besonders frustrierenden Arbeitstag – ein defekter Drucker hatte ihn fast in den Wahnsinn getrieben – beschloss Paul, dass es Zeit für eine Veränderung war. Er hatte von einem Kollegen gehört, dass „an der Börse das wahre Geld gemacht wird“. Der Kollege hatte das beiläufig erwähnt, während er sich einen Joghurt aufmachte, aber für Paul war es eine Offenbarung. „Die Börse! Warum bin ich da nicht früher drauf gekommen?“ dachte er. Traum Einzelaktien
Der Plan Traum Einzelaktien
Paul begann, sich mit Börsenstrategien zu beschäftigen. Aber nicht mit langweiligen Sachen wie ETFs oder breit gestreuten Fonds – das klang ihm zu sehr nach Senioren-Wohngemeinschaft. Nein, Paul wollte mit Einzelaktien reich werden, und zwar schnell.
Sein erster Schritt war die Anmeldung bei einer Online-Trading-Plattform, die mit dem Slogan „Traden Sie wie ein Profi“ warb. Ein glänzender Werbebanner versprach ihm, dass er mit nur einem Klick zum Börsen-Mogul aufsteigen könnte. Den seriösen Typ im Anzug kannte Paul aus einer 90er-Jahre-Talk-Show – der mit Nachnamen auch noch fast genauso hieß wie er.
„Ein Klick? Das kann ich“, dachte Paul.
Der zweite Schritt war eine schnelle Google-Suche: „Welche Aktien kaufen 2024?“ Das Ergebnis: eine bunte Mischung aus Tech-Startups, Wasserstofffirmen und einem ominösen Unternehmen namens „BananaFuture“, das angeblich die Bananen-Industrie revolutionieren würde. Paul war begeistert. Traum Einzelaktien
Der Einstieg
Mit einem Kassensturz auf seinem Konto stellte Paul fest, dass er 20.000 Euro an Ersparnissen hatte. Eigentlich waren das die Rücklagen für ein neues Auto und die potenziellen Kosten einer Zahnkrone, aber Paul dachte: „Was bringt mir ein Auto, wenn ich mit einer Aktie Ferrari-Aktien kaufen kann?“
Sein erster Kauf war ein Tech-Unternehmen, das Drohnen für Hunde lieferte – DogDroneTech Inc.. Die Aktie war günstig, und Paul konnte sich ein lebhaftes Bild davon machen, wie eine Armee kleiner Drohnen Knochen durch die Luft zu glücklichen Hunden fliegen würde. „Das wird der nächste große Trend“, dachte er.
In den ersten Tagen passierte… nichts. Die Aktie dümpelte vor sich hin, und Paul wurde ungeduldig. Also verkaufte er mit minimalem Gewinn und investierte das Geld in einen anderen Tipp, den er auf einem Börsenforum gefunden hatte: SpaceSnacks Corp., ein Unternehmen, das Snacks für Astronauten herstellte. Traum Einzelaktien
Der Absturz beginnt
Am nächsten Morgen erwachte Paul voller Vorfreude und schaltete sein Smartphone ein, um die Kurse zu prüfen. Statt eines Gewinns von 30 % sah er jedoch eine rote Zahl: SpaceSnacks war um 70 % abgestürzt, weil die NASA ihre Weltraum-Snack-Versorgung umgestellt hatte.
„Das ist nur ein kleiner Rückschlag“, murmelte Paul nervös und verkaufte die Reste seiner SpaceSnacks-Aktien, um in den nächsten „sicheren Gewinner“ zu investieren: CryptoKraut AG, ein deutsches Unternehmen, das Blockchain-Technologie mit Sauerkraut kombinieren wollte. „Das wird die Welt verändern“, dachte Paul optimistisch.
Die wilden Tage
In den folgenden Wochen wurde Pauls Trading-Karriere immer chaotischer. Er verbrachte Nächte damit, YouTube-Videos mit Titeln wie „1000 % Gewinn in 3 Tagen“ zu schauen und schlief kaum noch. Er kaufte Aktien von:
- RainyRoof Inc. (Regensichere Dächer für Wüstengebiete),
- KoalaComfort Ltd. (Eukalyptus-Sofas für Australien),
- und VeggieVision, einem Unternehmen, das versuchte, Pflanzen mit künstlicher Intelligenz sprechen zu lassen.
Jedes Mal ging es schief. Paul hatte ein Talent dafür, genau dann zu investieren, wenn die Aktie kurz vor einem massiven Kurssturz stand. Es war fast, als hätte der Markt persönlich etwas gegen ihn.
Der große Knall
Der Wendepunkt kam, als Paul alles auf eine Karte setzte: BananaFuture. Die Firma hatte versprochen, den weltweiten Bananenmarkt mit einer KI-gesteuerten Reifungstechnologie zu dominieren. Ein Influencer auf Instagram hatte sogar ein Video gepostet, in dem er erklärte, dass „BananaFuture die Tesla der Tropen“ sei.
Paul investierte die letzten 10.000 Euro seiner Ersparnisse in BananaFuture. „Das wird meine Rettung“, dachte er.
Am nächsten Morgen erfuhr er, dass BananaFuture in Wirklichkeit eine Betrugsfirma war. Die Gründer hatten mit dem gesamten Kapital der Anleger eine Insel in der Karibik gekauft. Pauls Konto zeigte 0,00 Euro.
Das Erwachen Traum Einzelaktien
Paul saß vor seinem Laptop, der Bildschirm blendete ihn mit der gähnenden Leere seines Kontos. „Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er. Er schaute auf die leeren Pizzakartons und Energy-Drink-Dosen, die sich in seinem Wohnzimmer stapelten.
Ein Anruf seines Bankberaters riss ihn aus den Gedanken:
„Herr Meier, wir haben gesehen, dass Sie sehr aktiv an der Börse waren. Möchten Sie über einen Kredit sprechen?“
Paul legte wortlos auf.
Die Moral der Geschichte
Paul beschloss, sich eine Auszeit von der Börse zu nehmen – und zwar für immer. Er kehrte zu seinem alten Job zurück, der plötzlich gar nicht mehr so schlimm wirkte. Statt Porsche und Villa träumte er nun von einem neuen Fahrrad und einer gebrauchten Waschmaschine.
Seine Erfahrungen teilte er später auf einem Börsenforum, wo er von anderen Hobby-Anlegern Zuspruch bekam. Eine der Antworten lautete: „Willkommen im Club. Das ist die teuerste Mitgliedschaft, die man haben kann.“
Sei kein Paul, kauf’ einfach ETFs!