Der folgende Beitrag erschien erstmals in der 16. Ausgabe des Finanzblogroll Magazins (März 2022)
Jessica Schwarzer
Über Börsenweisheiten, Finanzliteratur für Frauen und Gendersternchen
Jessica, jetzt ma‘ Tacheles!
Was taugen die Börsenweisheiten von Kostolany, Buffett und Co. heute noch?
Jede Menge!
Welches Sprichwort gefällt dir persönlich am besten?
„Beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen“ ist mein absoluter Favorit. Dieses Sprichwort warnt uns vor unseren Emotionen. Gier und Panik sind bei der Geldanlage selten ein guter Ratgeber. Man kann es aber auch mit Kostolany sagen: „90 Prozent der Börse sind Emotionen, nur zehn Prozent Fakten.“ Oder mit Benjamin Graham: „Der größte Feind des Anlegers, schaut ihm jeden Morgen aus dem Spiegel entgegen.“
…und welche „Weisheit“ wird aus deiner Sicht überschätzt oder falsch verstanden?
Kostolanys Schlaftabletten! Es ist kein Plädoyer für stures „Buy & Hold“, wie oft geschrieben. Es ging ihm in erster Linie um langfristiges Investieren.
Team Hund oder im Team Katze?
Team Hund, ganz klar.
Herbst oder Frühling?
Herbst und Frühling! Als Golferin liebe ich diese Jahreszeiten, das herrliche Farbenspiel auf dem Platz.
Ich spendiere dir einen Tag in der Sauna. Christian Lindner, Christine Lagarde oder Hape Kerkeling – wer soll mitkommen?
Christine Lagarde
Studium der Geschichte, sowie Wirtschaftsgeschichte und Politik. Wie bist du zur Börse gekommen?
Geld hat mich schon immer fasziniert. Als Kind habe ich fleißig gespart und Zinsen verglichen. Dann kam die Telekom-Aktie und meine Leidenschaft war geweckt.
Die Börsen sind ja auch ziemlich politisch…
Wohl wahr. Aber politische Börsen haben in der Regel kurze Beine. Auch, wenn sie mit Blick auf die Geldpolitik der vergangenen Jahre ziemlich lang waren…
Was ist wichtiger beim Investieren: Fachwissen oder Psychologie?
Ganz sicher das Fachwissen, aber dazu gehört eben auch, sich mit Börsenpsychologie zu beschäftigen. Wer die emotionalen Fallstricke kennt, stolpert hoffentlich nicht oder seltener darüber.
Wie oft wirst du eigentlich mit Schauspielerin Jessica Schwarz verwechselt?
Selten. Aber ein Zöllner am Flughafen wollte mal ein Autogramm für seine Tochter. Da musste ich ihn leider enttäuschen.
Harry Potter oder Game of Thrones?
Weder noch. Ich bin Krimi-Fan.
Süßes oder salziges Popcorn?
Lieber Chips.
“Germany’s Next Topmodel” oder “Der Bachelor”?
Weder noch.
Butter abkratzen oder abschneiden?
Abschneiden.
Im September 2020 erschien das Buch Finanzheldinnen: Der Finanzplaner für Frauen*, bei dem du als Herausgeberin beteiligt bist. Du bist Autorin von Damit Sie sich keinen Millionär angeln muss. Erfolgreiche Finanzplanung für Frauen, die unabhängig sein und bleiben wollen*. Brauchen Frauen eigene Finanzliteratur?
Gute Frage. Frauen verdienen weniger, zahlen weniger in die Rentenkasse, bauen weniger Vermögen auf. Sie sind auch seltener an der Börse investiert. Wir sprechen sie gezielt an – und das kommt an. Jessica Schwarzer
Frauen sind die besseren Anleger. Oder?!
Wenn Frauen an der Börse investieren, dann sind sie sehr gute Anlegerinnen, oft auch die besseren. Sie investieren langfristiger, streuen das Risiko breiter, bleiben ihrer Strategie eher treu. Das zahlt sich aus.
Verfolgst du persönliche Finanzblogs?
Ja, vor allem auf Instagram.
Was hältst du vom Konzept der „Finanziellen Freiheit“?
Das ist ganz wichtig. Finanzielle Freiheit heißt für mich, frei(er) in meinen Entscheidungen zu sein. Es bedeutet, keine finanziellen Sorgen haben zu müssen, es bedeutet, sich Wünsche erfüllen zu können.
Du bist gebürtige Düsseldorferin. Feierst du Karneval?
Ich mag den Straßenkarneval in den Stadtteilen, bin auch schon beim Rosenmontagszug auf dem Wagen gewesen. Aber ich bin keine eingefleischte Karnevalistin.
Bitte vervollständige…
- „Finfluencer“ sind … die Finanzheldinnen
- Sonntags am liebsten … Golf oder Sauna
- Nachhaltigkeitsfonds sind … spannend, aber nicht so einfach den passenden zu finden.
- Dirk Müller ist … ein sympathischer Kerl. Schade, dass sein Fonds so gar nicht läuft.
Womit bringt man dich auf die Palme?
Mit Unprofessionalität, Unpünktlichkeit, unnötigem Chaos.
…und wie holt man dich wieder herunter?
Mit Yoga, Sauna, einer heißen Badewanne Jessica Schwarzer
Ich bring dir ein Eis mit. Welche drei Sorten sollen es sein?
Schokolade, Schokolade, Schokolade
Die Aktienkultur ist deine Herzensangelegenheit. Besteht noch Hoffnung?
Ich gebe nicht auf!
Brauchen wir in Deutschland eine Aktienrente?
Unbedingt! Aktien sind ein extrem wichtiger Baustein für die Altersvorsorge.
Welchen Anteil machen Wertpapiere bei deiner persönlichen Altersvorsorge aus?
Einen sehr großen. In meinem langfristigen Depot liegt die Aktienquote bei 80 %. Ich habe aber auch noch eine alte Lebensversicherung und eine Rürup-Rente.
Einzelaktien oder ETFs?
ETFs, schon wegen der Risikostreuung.
Du kennst alle Anlageklassen aus dem Eff-Eff. Handelst du auch mit Derivaten?
Selten. In meinem Spielgeld-Depot landet immer mal wieder eine Aktienanleihe.
Sind Optionen („Stillhaltergeschäfte“) was für Privatanleger?
Nur, wenn sie sich damit gut auskennen.
Welche drei Fähigkeiten brauchen erfolgreiche Privatanleger*innen?
Gute Gedanken (also eine Strategie), Ausdauer und starke Nerven.
Müssen oder sollten Privatanleger*innen ihr Depot absichern?
Das kommt auf die Strategie an. Wer sehr langfristig und breit gestreut investiert, kann darauf verzichten.
Apropos: Gendersternchen, Gen-der-Gap und Binnen-I – wie sinnvoll findest du das?
Ich mag das gar nicht. Das bringt uns nicht weiter, macht aber viele Texte unlesbar. Jessica Schwarzer
Du warst über viele Jahre Chefkorrespondentin und Börsenexpertin des Handelsblatts. Ganz ehrlich, durch Beiträge wie „Mit ETFs entspannt für die Rente vorsorgen“ gewinnt man keine Leser, oder?!
Handelsblatt-Leser kann man damit schon begeistern. Aber die sind auch extrem wirtschaftsinteressiert.
Seit über drei Jahren bist du selbstständige Journalistin und Autorin. Warum hast du beim Handelsblatt aufgehört?
Es hat einfach nicht mehr gepasst, für beide Seiten. Also haben wir uns getrennt.
Und wann möchtest du in Rente gehen?
Erst, wenn ich meine Leidenschaft für die Börse verloren habe?
Learning from the best – Wie lautet dein ultimativer Tipp für Börsen-Anfänger?
Niemals ohne Strategie loslegen und für sich selbst ein paar einfache Investmentregeln definieren.
Zum Abschluss braucht es natürlich noch ein Bonmot über deine rheinischen Nachbarn: Weißt du, dass Kölner drei Arten kennen, den Buchstaben G falsch auszusprechen?
Fluchzeuschträjer
Ich musste allerdings googeln…
Wie sagte schon meine Oma: Man muss nicht alles wissen. Man muss nur wissen, wo es steht.
Vielen Dank Jessica! 🙂
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