Niemand denkt gerne über das Worst-Case-Szenario nach. Entlassungen am Arbeitsplatz, ein Rohrbruch mit Wasserschaden oder ein plötzlicher Todesfall in der Familie. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie sich unser Leben schlagartig verändern kann. Aber nur weil es schwierig ist, darüber nachzudenken, sollte man diese Szenarien nicht ausblenden. Du bist es Deinem finanziellen Wohlbefinden schuldig, Dich auf das „Was wäre wenn“ im Leben vorzubereiten. Deshalb beschreibe ich in diesem Beitrag den Aufbau eines Notfallfonds und des erforderlichen Versicherungsschutzes.
Die (finanzielle) Vorbereitung auf ein unerwartetes Ereignis macht den Unterschied zwischen Abschöpfung oder Aufrechterhaltung Deines Vermögens. Blöde Dinge passieren – Du solltest also darauf vorbereitet sein! Nachfolgend findest Du ein paar Strategien, um Dich finanziell auf plötzliche, unerwartete und kostspielige Ausgaben vorbereitet zu sein.
Keine Garantie auf Vollständigkeit – nur meine eigenen Gedanken 🙂
Baue Dir einen Notfallfonds auf
Du hast wahrscheinlich schon einmal von einem Notfallfonds gehört. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Rücklagen auf einem separaten Sparkonto. Diese Rücklagen solltet Du möglichst selten und nur in – Überraschung! – Notlagen antasten. Dabei liegt die Definition “Notfall” bei dir. Je nach persönlicher Situation kann das der plötzliche Arbeitsplatzverlust sein, eine größere Reparatur oder einfach unerwartete Arztrechnungen.
Jeder Haushalt sollte möglichst einen Notfallfonds haben. Die Höhe der Rücklagen kannst Du selbst definieren. Hier geht es auch darum, ob du überhaupt Rücklagen bilden kannst. Im besten Fall sollten es aber zwischen drei und sechs Monatseinkommen sein. Ja – das ist eine Menge Zaster. Der Aufbau eines Notfallfonds geht eben nicht über Nacht. Vermutlich musst Du dafür aktiv auf Konsum verzichten. Und gezielt folgende Methoden anwenden:
Budgetierung: Falls Du es noch nicht tust, solltest du über die Erstellung und das Tracking von monatlichen Budgets nachdenken. Anstatt das übrig gebliebene Geld am Ende des Monats in die Rücklagen zu packen, solltest du es am Monatsanfang tun. “Pay yourself first” heißt das Mantra der Budget-Profis. Zumindest fixe monatliche Ausgaben solltest Du einmal aufschreiben und anhand dessen einen entsprechenden Rücklagen-Betrag überlegen. Die Regelmäßigkeit sorgt für den Fortschritt – das gilt nicht nur für Sport, sondern auch für das Sparen.
Sparen automatisieren: Früher hatte man ein Sparschein oder ein großes Glas, in dem man Rücklagen gesammelt hat. Heute geht das digital – und somit viel lückenloser. Sobald Du ein spezielles Notfall-Konto eingerichtet hast, kannst du einen Dauerauftrag von deinem Girokonto einstellen. Das Prinzip „Einstellen und vergessen“ ist vermutlich der effektivste Weg beim Sparen!
Einkommen steigern?: Auf Millenial-Blogs findest du häufig noch einen weiteren Tipp: Nebenjobs bzw. Side-Hustles. Ich persönlich würde zunächst dazu raten, die Ausgaben zu hinterfragen. Eine zusätzliche Arbeit zum Vollzeitjob sollte gut überlegt sein – zeitlich, physisch und psychisch.
Überprüfe Deinen Versicherungsschutz Notfallfonds
Eine der effektivsten Möglichkeiten, sich finanziell auf das Unerwartete vorzubereiten, besteht im Abschluss des richtigen Versicherungsschutzes. Obwohl es unzählige verschiedene Arten von Versicherungspolicen gibt, sollten die fünf Kernversicherungen Folgendes umfassen:
- Eine Berufsunfähigkeitsversicherung
- Eine Privat-Haftpflichtversicherung
- (Eine gute und passende) Krankenversicherung
- Eine (passende!) Autoversicherung
- Eine Lebensversicherung (wenn Du jemanden hast, der auf Dein Einkommen angewiesen ist)
Bei der Auswahl der richtigen Versicherungsart für Dich und Deine Familie spielen viele Faktoren eine Rolle. Bei der Auswahl des richtigen Produktes und der richtigen Deckungsart, solltest Du folgende Überlegungen anstellen:
- Bewerten Deine Risiken und Schwachstellen: Es ist unmöglich, die Zukunft vorherzusagen. Aber die Bewertung Deiner aktuellen Risiken und potenziellen Schwachstellen ist möglich. Beispielsweise könnte der Abschluss einer robusteren Krankenversicherung eine kluge Entscheidung sein, wenn in Deiner Familie bereits gesundheitliche Probleme aufgetreten sind. Wenn Du Kinder hast oder erwartest, kannst du mit einer 20/25-jährigen Risikolebensversicherung sicherstellen, dass Deine Familie abgesichert ist – falls Dir etwas zustößt.
- Recherchieren und vergleichen: Nicht alle Versicherungen und Anbieter sind gleich. Du musst die Policen vergleichen, um zu verstehen, was abgedeckt ist, was nicht, was möglicherweise aus eigener Tasche zu tragen ist (Selbstbehalte). Und nicht zuletzt wie viel Du pro Monat zahlen musst (Prämien). Vergleiche diese Policen bei der Prüfung Ihrer Optionen unbedingt mit Ihrer „Wunschliste“, um die Policen zu finden, die am besten zu Deinem Budget und Versicherungsanforderungen passen. Ein unabhängiger Finanzberater/Honorarberater kostet Geld – kann aber auch viel Geld sparen.
Richte ein finanzielles Sicherheitsnetz ein
Notfallbudget und Versicherungspolicen geben Dir die Ressourcen, um besser auf unerwartete finanzielle Turbulenzen zu reagieren. Es gibt aber auch einige Möglichkeiten, wie Du proaktiv daran arbeiten kannst, diese von vornherein zu vermeiden.
Einkommensquellen diversifizieren
Kommen wir nun (endlich 🙂 ) zum Thema langfristige Geldanlage. Du hast wahrscheinlich schon einmal das Sprichwort über Investitionen gehört: „Lege nicht alle Eier in einen Korb.“ Durch die Diversifizierung Deiner Ersparnisse kannst du Ausfallrisiken bzw. Schwankungen verringern. Und zwar indem Du Deine Vermögen auf mehrere Vermögenswerte verteilst. Angenommen, alle Deine Investitionen stecken in einer bestimmten Aktie und das Unternehmen geht morgen pleite. Dadurch würdest Du Dein gesamtes Vermögen verlieren. Wenn Du jedoch weitere Anlagen in Deinem Portfolio hast, wird dein Rückschlag abgefedert. Aus diesem Grund solltest Du gleich in Indexfonds und ETFs statt in einzelne Aktien investieren.
Weitere Einnahmenquellen wären Immobilienbestände. Das ist aber ein ganz eigenes Feld und auch keine passive Geldanlage.
Erstelle einen Schulden-Management-Plan
Je weniger Schulden Du hast, desto weniger wiederkehrende finanzielle Verpflichtungen musst Du jeden Monat erfüllen. Klingt logisch und einfach – ist es aber nicht. An jeder Ecke winkt ein neuer Konsumkredit – sei es für die neue Couch oder das Auto.
Mach die Schuldentilgung zu der zweithöchsten Priorität in Ihrem Budget (hinter dem Notfallfonds). Dadurch kannst Du zukünftigen Cashflow freisetzen. Informiere Dich über Optionen zur Schuldenkonsolidierung oder Refinanzierung. Diese Optionen können dazu beitragen, auf die Kredite anfallenden Zinsen zu reduzieren.
Es gibt verschiedene Strategien zur Schuldenbewältigung. Priorität hat zunächst die Tilgung aller unbesicherten Schulden mit dem höchsten Zinssatz. Ungesicherte Schulden (wie Privatkredite oder Kreditkarten) weisen tendenziell die höchsten Zinssätze auf.
Konzentriere Dich auf die langfristige Finanzplanung
Bisher haben wir uns darauf konzentriert, wie man sich auf das “Unerwartete” vorbereiten kann. Es lohnt sich aber auch das „Erwartete“ zu betrachten. Eine langfristige Finanzplanung ist von entscheidender Bedeutung. Denn diese bringt Deine heutigen Verpflichtungen mit Deinen Zielen für die Zukunft (beispielsweise für dem Ruhestand) in Einklang. Wenn Du alles tust, um Dich bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten, dann können Dich auch unerwartete Rückschläge nicht so einfach aus der Bahn werfen.
Überprüfe und aktualisiere Deine Finanzziele regelmäßig
Genau wie ein Arztbesuch ist auch ein regelmäßiger Check Deines Finanzplanes wichtig, Das Leben ist dynamisch und entwickelt sich ständig weiter. Ein vor fünf Jahren aufgestellter Finanzplan, entspricht möglicherweise heute nicht mehr Deinen Bedürfnissen und Zielen.
Passe Deinen Finanzplan an, wenn Du Dich durch verschiedene Lebensabschnitte bewegst und sich die Umstände ändern (Heirat, Kinder, berufliche Veränderung, Hauskauf, …). Nur so kannst Du sicherzustellen, dass dein Finanzplan immer Deine aktuellen Bedürfnisse widerspiegelt.
Genieße die Gewissheit, vorbereitet zu sein 🙂 Notfallfonds
Finanziell vorbereitet zu sein, bringt ein unglaubliches Maß an Seelenfrieden mit sich. Auch wenn es nie Spaß macht, sich einer unerwarteten finanziellen Notlage zu stellen. Es ist ein großer Schritt in Richtung finanzieller Unabhängigkeit, über die Ressourcen zu verfügen, um diese zu Situationen zu bewältigen – ohne Deine anderen finanziellen Ziele zu opfern.
Viele der oben genannten Schritte können unabhängig voneinander durchgeführt werden. Es kann jedoch hilfreich sein, zunächst mit einem Finanzberater zu sprechen. Sparen für den Ruhestand ist etwas, wofür man nur eine Chance hat – also sollten wir sie bestmöglich nutzen!