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Paysafe im Check: Hat der Payment-Dienstleister noch eine Zukunft?

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Manche Namen aus der Finanzwelt klingen nach Aufbruch, obwohl längst Krisengeruch in der Luft liegt. Paysafe gehört definitiv in diese Kategorie, denn der Dienstleister, einst gefeiert für seine flexiblen Bezahlmöglichkeiten, hat eine beachtliche Talfahrt hingelegt. Der Aktienkurs ist eingebrochen, der Vorstand hat sich verabschiedet und die Konkurrenz hat inzwischen kräftig vorgelegt.

Vom Boom zur Bruchlandung – was mit Paysafe an der Börse passiert ist

Die Geschichte begann vielversprechend. Als Anbieter von Prepaid-Zahlungsmitteln gestartet, verschaffte sich Paysafe vor allem im Gaming- und Gambling-Bereich einen Namen. Die Paysafecard wurde schnell zum Standard für alle, die lieber ohne Konto oder Kreditkarte durchs Netz navigierten und z.B. Geld über Paysafecard im Casino einbezahlten als mit den herkömmlichen Methoden. Dazu muss man lediglich den Code eintippen, bezahlen und schon ist man fertig. Im Glücksspiel hilft es vielen Spielern zudem dabei, sich selbst gesetzte Limits nicht zu überschreiten, was die Paysafecard in diesem Sektor so beliebt macht.

Im Zuge der Digitalisierung legte Paysafe ordentlich nach. Es folgten Übernahmen wie Skrill oder Neteller. Die Ambition war klar, es ging nur darum ein Komplettanbieter für digitales Bezahlen zu werden. Der Weg an die Börse kam nicht über die klassische Tür, sondern durch einen SPAC-Deal. Euphorie machte sich breit. Die Bewertung war ambitioniert, die Erwartungen hoch.

Dann kam der Kater und innerhalb weniger Jahre verlor die Aktie fast ihren gesamten Wert. Investoren schauten verwundert auf die Zahlen. Das Wachstum blieb deutlich hinter den Hoffnungen zurück. Statt Innovationen zu liefern, drehte sich vieles im Kreis. Die Integration der Zukäufe hakte, gleichzeitig liefen PayPal, Stripe und andere längst auf Hochtouren. Paysafe hatte kaum noch Argumente, die aufhorchen ließen. Der Aktienkurs sank weiter, das Vertrauen gleich mit.

Führungswechsel an der Spitze – der Abschied von Udo Müller

Ein weiterer Schlag folgte, als Udo Müller das Unternehmen verließ. Kaum ein anderer prägte die Geschichte von Paysafe so stark. Er hatte die Paysafecard mit aufgebaut und auch die Expansion maßgeblich gesteuert. Über Jahre hinweg war er das Gesicht hinter der Strategie.

Der Abschied kam leise, offiziell aus persönlichen Gründen, doch der Zeitpunkt fiel ungünstig. Gerade als Paysafe mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, verschwand der langjährige Lenker von der Bildfläche. Das war mehr als nur ein symbolischer Verlust. Denn mit ihm ging auch die Richtung, an der sich viele intern orientiert hatten.

Die neue Führung steht jetzt unter Zugzwang. Ob ein klarer Strategiewechsel ansteht, bleibt offen. Der alte Kurs jedenfalls hat erkennbar nicht mehr funktioniert. Wer nun Verantwortung übernimmt, muss liefern – nicht irgendwann, sondern sofort.

Hoffnung und Hedgefonds – das Interesse am taumelnden Anbieter

Kaum war der Chef weg, tauchten Gerüchte auf. Aus dem Markt war zu hören, dass unbekannte Investoren ein Auge auf das angeschlagene Unternehmen geworfen haben. Ob etwas dran ist? Das bleibt nebulös, denn Namen wurden nicht genannt, auch keine offiziellen Gespräche bestätigt, doch das Timing lässt aufhorchen, denn in der Finanzwelt gilt, wo der Kurs tief liegt, da wittern Kapitalgeber Gelegenheiten. Private-Equity-Firmen sind ständig auf der Suche nach Schnäppchen mit Potenzial. Paysafe könnte so ein Fall sein, denn die technischen Grundlagen sind solide, die Marke bekannt, einzelne Sparten profitabel.

Was sich aus einem solchen Interesse ergeben könnte ist eine Aufspaltung, ein Verkauf einzelner Bereiche oder vielleicht sogar ein kompletter Neustart unter neuer Flagge. Das klingt nach Fantasie, birgt aber auch Risiken, weil nicht jeder Investor an langfristige Entwicklung denk. Manchmal zählt nur der schnelle Schnitt.

Wenn das Kerngeschäft schwächelt – Paysafe und sein Nischenplatz

Während auf der Metaebene spekuliert wird, läuft das Tagesgeschäft weiter und das ist nach wie vor vorhanden. Besonders im Bereich Gaming und auf bestimmten Plattformen der Erwachsenenunterhaltung wird die Paysafecard noch rege genutzt. Für viele Nutzer ohne klassische Bankverbindung bleibt sie praktisch, doch die Welt hat sich weitergedreht. Anbieter wie Spotify oder EA verkaufen ihre Guthaben längst direkt. Wer Musik hören oder spielen will, kauft direkt beim Hersteller, so wird der Umweg über einen Drittanbieter überflüssig.

Hinzu kommt ein weiteres Problem, denn technisch hat sich bei Paysafe wenig bewegt. Das System funktioniert, wirkt aber nicht mehr zeitgemäß. Neue Ideen, frische Features oder smarte Integrationen sucht man vergeblich. Während andere auf biometrische Sicherheit oder reibungslose App-Lösungen setzen, bleibt Paysafe in seiner alten Rolle stecken.

Kann Paysafe aus der Sackgasse herauskommen?

Dass sich etwas ändern muss, liegt auf der Hand. Das bisherige Modell ist nicht mehr ausreichend. Große Anbieter haben längst vorgemacht, wie modernes Bezahlen aussehen kann. Die Kunden erwarten heute Komfort, Tempo und einfache Anbindungen. Ein elfstelliges Guthabenkärtchen passt da nicht mehr so recht ins Bild.

Für Paysafe bedeutet das, es geht raus aus der Komfortzone. White-Label-Produkte könnten eine Lösung sein. Also Technologien, die sich in andere Plattformen einbauen lassen, ohne dass der Name Paysafe groß in Erscheinung tritt. Auch Kooperationen mit kleineren Online-Plattformen, die keine eigene Zahlungsstruktur besitzen, wären denkbar.

Eine andere Option wäre der Schritt in Märkte, in denen Bankverbindungen noch keine Selbstverständlichkeit sind. Gerade in Teilen von Afrika, Asien oder Lateinamerika gibt es Bedarf an digitalen Bargeldlösungen, doch ob das reicht, um das Steuer herumzureißen? Das hängt nicht nur von der Idee ab, sondern auch von der Umsetzung. Halbherzige Korrekturen werden nicht mehr helfen. Jetzt geht es um Substanz.

Alles auf Neustart? Was Paysafe in Zukunft erwartet

Ganz aussichtslos steht Paysafe nicht da, da die Technik funktioniert, die Marke einen gewissen Klang hat und einige Zielgruppen dem Anbieter die Treue halten. In vielen Nischen ist Paysafe nach wie vor relevant, aber das reicht nicht für ein Comeback, weil sich die Branche rasant entwickelt und wer nicht regelmäßig nachlegt, fällt zurück. Neue Anbieter im Bereich Prepaid drängen auf den Markt, alte Platzhirsche investieren Milliarden und deshalb müsste Paysafe sofort mutig und entschlossen liefern.

Ob das gelingt, ist jetzt noch nicht ganz anzusehen. Ebenso denkbar ist jedoch eine weitere Zersplitterung, ein schleichender Rückzug oder die vollständige Integration in ein größeres System. Aktuell steht das Unternehmen an einem Scheideweg. Vieles hängt davon ab, ob die neue Führung wirklich verstanden hat, wie viel Vertrauen verspielt wurde. 


Bild-Quelle: https://unsplash.com/de/fotos/Q59HmzK38eQ 

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