Finanzblogger und persönliche Finanzcoaches raten uns ja immer davon ab mit dem „Ottonormalbürger“ Schritt halten zu wollen. Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die wir gar nicht mögen. Im schlimmsten Fall noch von dem Geld das wir nicht haben. Ferienhaus in Holland
„Wenn du auf deinen täglichen Starbucks-Kaffee verzichtest,
kannst du mit einer Million in Rente gehen“
Was aber ist mit der anderen Seite dieser Gleichung? Müssen wir uns schlecht fühlen, wenn wir uns Dinge gönnen, obwohl wir unsere Finanzen im Griff haben? Eine Massage (ohne Happy-End), ein Kaffee mit Freunden (machte man so vor Corona) oder ein Besuch im Zoo (warum dürfen die eigentlich noch nicht öffnen). Das alles kostet Geld.
Ich denke, wenn wir etwas wirklich WOLLEN und es uns leisten KÖNNEN, dann sollten wir es uns gegenüber auch DÜRFEN. Ja vielleicht sogar MÜSSEN.
Ich selbst stehe nun an dem Punkt, an dem alle Schulden abbezahlt, ein Notgroschen angespart und ein monatlicher Sparplan angelegt sind. Wie in einem der letzten Beiträge beschrieben, läuft meine Altersvorsorge nun endlich vollautomatisiert und unkompliziert. Ferienhaus in Holland
Trotzdem fühle ich mich oft unwohl, wenn ich mir erlaube Geld auszugeben.
Huisje in Holland Ferienhaus in Holland
Letzte Woche haben wir Sommerurlaub gebucht. Ein Ferienhaus in Holland für zwei Wochen. Wochenlang haben wir gesucht. Natürlich nach der richtigen Unterkunft am richtigen Ort, aber auch nach dem richtigen Preis. Denn diese sind aufgrund der Reise- und Flugbeschränkungen ordentlich gestiegen. Und dass, obwohl noch nicht einmal sicher ist, dass man im Juli nach Holland (und zurück nach Deutschland) fahren darf.
Ein Ferienpark sollte es sein, möglichst nah am Meer. Wir waren schon ein Dutzend Mal bei unseren Tulpenfreunden und kennen zumindest an der Küste jedes Dorf. Aber die Suche erwies sich diesmal als schwieriger als gedacht. Auch, weil wir ja nun zu fünft ein kleines bisschen mehr Platz brauchen.
Ein Ferienhaus in Holland kostet Anfang/Mitte Juli 2021 für zwei Wochen schnell 3.000 Euro. Oft auch 4.000 Euro aufwärts. Und privat vermietete Häuser sind zu meiner Überraschung häufig sogar noch teurer. Also haben wir lange gesucht und überlegt.
Is het ons het geld echt waard?
Vor etwa zwei Wochen haben wir dann endlich gebucht. Warum? Weil es das ist, was wir wirklich wollten.
Wir haben alle unsere eigenen Leidenschaften. Einige reisen gerne um die Welt, andere haben ein Faible für Kameras oder schnelle Autos. Wir wollten gerne mal wieder raus und ans Meer. Und nun freuen wir uns auf den gemeinsamen Urlaub. Gerade in den aktuellen Zeiten haben wir ein schönes Erlebnis vor Augen und im Kalender stehen.
Es ist nicht immer schlecht Geld auszugeben. Manchmal ist es sogar dringend erforderlich.
Natürlich, wir könnten auch zelten gehen. Am Landwehrbach links der Emscher in Castrop-Rauxel. Auch schön.
Aber im Ernst, wir dürfen uns auch mal was gönnen. Wenn alle Schulden abbezahlt und alle Budgets auf grün sind.
Denn Freiheit ist doch der ganze Grund, warum wir alle gemeinsam an unserer finanziellen Situation arbeiten. Freiheit bedeutet, Zeit mit denen zu verbringen, die wir lieben und das zu tun, was wir wollen ohne uns Sorgen um Geld machen zu müssen. Ferienhaus in Holland
Und wer an der holländischen Küste den Sonnenuntergang am Meer kennt, weiß wovon ich spreche 🙂
Geld is slechts een hulpmiddel
Geld ist für mich nur ein Werkzeug, um meine Ziele zu erreichen. Geld selbst ist nicht das Ziel. Wäre es das, müsste ich immer nach einem höheren Konto- und Depotstand streben. Das macht unglücklich.
Wenn wir Schulden machen um die Dinge zu kaufen die wir nicht brauchen werden wir unglücklich. Der Mangel an Geld wird immer präsent sein.
Also bleiben wir genügsam. Wie alles im Leben, sollten Ausgaben und „sich-etwas-gönnen“ ein Gleichgewicht bilden.
Oft wird darüber gesprochen und geschrieben, wie viele Menschen nicht genug gespart haben. Die Rentenlücken sind zu groß. Aber um die Wahrheit zu sagen: Ich denke es gibt auch einige Menschen, die zu viel gespart haben. Ich sehe vor allem viele junge „Hardcore-Sparer“, die bis zum 30. Lebensjahr oder so Millionär werden wollen. Sollen sie. Das Leben wird den einen oder anderen schon von alleine auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Und sie sollten aufpassen, dass sie das Ergebnis ihrer Jahre- oder Jahrzehnte andauernden Spardisziplin auch noch auskosten können.
Ich nehme keine Schulden auf, um mir etwas zu kaufen. Aber ich erlaube mir, die kleinen Freuden des Lebens zu genießen. Ich plane für morgen, aber lebe auch im heute.
Lang leve de vakantie!
Hi Felix,
wir müssen uns für unsere Ausgaben vor keinem rechtfertigen (außer vielleicht vor dem Partner). Mir hat die sparsame Phase nach dem Studium geholfen, um einen großes Notpolster anzusparen. Das war nicht verkehrt. Aber wenn man viel Geld beiseite hat und einen guten Job, ist es unwahrscheinlich, dass man noch mal in finanzielle Existenznöte kommt.
Auf seinen Lorbeeren darf man sich also auch ein wenig ausruhen (und mit seinen Ausgaben die Wirtschaft ankurbeln..). Ich drücke die Daumen, dass das mit der Ferienhütte klappt.
Liebe Grüße
Jenny
HI Jenny,
das hoffen wir auch. Letztes Jahr hat es ganz gut geklappt. In Holland war man zu der Zeit sogar “entspannter” als in Deutschland (ob das jetzt gut oder schlecht ist, darf jeder selbst bewerten). Aber vielleicht kommen wir ja endlich auch bald mal in Deutschland etwas voran.
Viele Grüße
Felix
Hallo Felix,
wie heißt so schön auf Neudeutsch: I feel you! Metaphorisch gesprochen ohne sinnliche Intention 🙂
Das Thema beschäftigt wohl so einige da draußen in der Welt und wird gerne also Dilemma dargestellt. Für ein zufriedenes Leben sollte man die Sachen unternehmen, die eine oder einen schlichtweg zufrieden machen. Ich denke, dass dieses Dilemma ja rein persönlich gestrickt ist: ich will in “trage hier deine Wunschnummer ein” Jahren soviel Geld auf der Seite haben, MUSS ABER auf “….” dafür verzichten. Diese interne Verzichtserklärung ist halt ein mentales Problem, wenn sie als Verzicht wahrgenommen und diametral zum eigentlichen Lebensstil steht. Das Phänomen vom permanenten “sozialen Vergleich” befeuert durch die Social Media Blase kommt verstärkend hinzu.
Vielen Dank für den Beitrag!
Liebe Grüße
Clemens