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Pragmatismus vs. Idealismus – Meine Suche nach der richtigen Balance

Hach, was war das damals für eine Zeit im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Das Abitur (mehr schlecht als recht) in der Tasche, endlich studieren wozu ich Lust hatte und das ganze Leben vor mir. Die erste gemeinsame Wohnung mit meiner Frau, keine großen Rechnungen, keine Verpflichtungen, die Wählerstimme einfach „den Grünen“ und kein Plan von nix. Pragmatismus 

Mit dem ersten Job im Alter von 25 Jahren und unserem ersten Kind mit 27 Jahren änderte sich vieles. Ach, was sage ich. Es änderte sich alles. Der Idealismus und die Spontanität der “goldenen Zwanziger” wichen zunehmendem Pragmatismus. Größere Wohnung, die Beschäftigung mit Versicherungsverträgen, Altersvorsorge und erste (leidliche) Erfahrungen bei der Kindererziehung (ja, unser erstes Kind war ein “Schreikind”).

Seitdem führen Pragmatismus und Idealismus in meinem Kopf einen täglichen Kampf.

Im Herzen bin ich ein Idealist. Ich glaube an Ideale, an eine bessere Welt und daran, dass man seine Wünsche ohne Pro- und Kontra-Listen in die Tat umsetzen sollte. Sicher, ein Weltenbummler, Abenteurer oder Backpacker war ich nie. Vielleicht nur ab und zu in meinen Gedanken.

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Aber mein Gehirn ist eine alte pragmatische Seele. Ich fühle mich verantwortlich für die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Familie. Sowohl in der Gegenwart, als auch in der Zukunft.

Allerdings arbeite ich zunehmend daran ein „gesundes“ Gleichgewicht zu finden. Denn müssen wir uns wirklich zwischen Pragmatismus und Idealismus entscheiden? Ich hätte gern beides. Mit Soße. Und schön scharf.

Pragmatismus vs. Idealismus

Die Suche nach dem richtigen Gleichgewicht zwischen Pragmatismus und Idealismus ist schwierig. Der Pragmatist ist realistisch und tut was getan werden muss. Ein Idealist hingegen gilt als Träumer und tut was er oder sie will.

Ich kann mich mit beiden anfreunden. Ich möchte gerne mein eigenes Ding durchziehen, Träume leben und frei sein. Auf der anderen Seite weiß ich, dass das nicht immer (oder besser gesagt oft) nicht möglich ist. Ich habe die Verantwortung, meine Kinder zu ernähren und zu beschützen, sowie Rechnungen zu bezahlen. Um das zu tun muss ich arbeiten. In gewisser Weise ein Teufelskreis.

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Vermutlich leben die meisten Menschen in der realen Welt des Pragmatismus. Genau wie ich „müssen“ sie Geld verdienen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Dadurch stecken sie – genau wie ich – im Hamsterrad der Mittelklasse. Wir können unseren Wohlstand nicht halten, wenn wir von heute auf morgen aufhören zu arbeiten.

Der Idealismus ist genau das Gegenteil. Hierbei geht es darum seine Träume zu leben – ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie Rechnungen bezahlt oder Aufgaben erledigt werden. Pack deinen Rucksack und wandere nach Südamerika, Südostasien oder von mir aus nach Templin. Genieße den Tag, Carpe diem.

Genau das ist es doch, was uns die Aussteiger und Nine-to-Five-Verweigerer vorleben und vorbeten. Verkaufe T-Shirts online, werde Künstler oder blogge über dein Leben. Dein Business wird schon irgendwie laufen. Krankheiten, Schulerziehung und Freundschaften? Wer nicht daran glaubt hat einfach nicht das richtige „Mindset“.

Auf der Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Pragmatismus und Idealismus

Ich gebe zu: Auch ich möchte häufiger idealistisch sein. Alleine über Berge wandern, mit dem Fahrrad bis an die spanische Südküste fahren und das Leben mit Wein, Weib und Gesang genießen. Wobei mir den Wein schon reichen würde. Den Weib habe ich und auf meinen Gesang können sie Spanier sicherlich verzichten.

Der Kampf zwischen Pragmatismus und Idealismus in mir ist echt. Ich kann die oben beschriebenen Dinge nicht tun, weil ich zu pragmatisch bin. Ich schätze meine finanzielle Stabilität und fühle mich meiner Arbeit und meinem Wort gegenüber verantwortlich.

So sehr ich alles aufgeben und mein Traumleben beginnen möchte, weiß ich, dass es eine schlechte Idee ist.

Das wiederum bedeutet nicht, dass ich ein langweiliges und tristes Leben führen möchte. Im Gegenteil. Ich möchte ein Leben führen, in dem ich meine pragmatische und meine idealistische Seite ausleben kann. Weil ich weiß, dass es kein Schwarz oder Weiß geben kann ohne meine Liebsten zu enttäuschen oder mich selbst zum Narren zu halten.

Mein Weg zu diesem Gleichgewicht führt zum großen Teil über die finanzielle Unabhängigkeit. Wenn ich weiß, dass alle Grundbedürfnisse gedeckt sind, lasse ich gerne los und stürze mich ins Abenteuer. Der Idealist in mir muss sich oft zurückhalten und vielleicht noch etwas gedulden. Denn Freiheit bedeutet auch weniger Verantwortung in der Kindererziehung oder gegenüber Eltern und Großeltern.

Finanzielle Unabhängigkeit kann uns die Möglichkeit geben ein ideales Leben führen zu können. Es garantiert ein Sicherheitsnetz, auf das wir uns verlassen können, falls das mit dem Idealismus doch nicht funktioniert. Natürlich hoffen wir das. Aber wir müssen immer noch ein bisschen realistisch sein (wir sind schließlich Pragmatiker).

Ich möchte idealistischer werden

Ich glaube, dass eine Gesellschaft glücklicher ist, wenn sie dem Idealismus mehr Raum. Pragmatiker sind keine großen Künstler oder keine Entdecker. Sie tun was getan werden muss. Bei uns im Ruhrgebiet bezeichnet man sie als „Malocher“. Das ist gut. Aber häufig fehlt es den Pragmatikern an Vorstellungskraft, Visionen und Naivität.

Wäre Elon Musk ein Pragmatiker und kein idealistischer Psychopath (ich hoffe er liest nicht mit), dann gebe es keine Teslas. Steve Jobs, Bill Gates, Jeff Bezos – alles Idealisten. Nicht die Pragmatiker, sondern die Idealisten verändern die Welt.

Warum führen wir dann häufig so pragmatisches Leben? Stell dir vor, jeder könnte seiner Leidenschaft nachgehen und die Dinge tun, die er oder sie tun möchte. Wäre wir dann nicht insgesamt viel glücklicher und produktiver?

Zurück zum Balanceakt zwischen Pragmatismus und Idealismus

Wir müssen in der Welt so leben wie sie jetzt ist. Wir müssen pragmatisch sein, weil wir nicht viele andere Optionen haben. Es ist entweder Leben in der Realität oder Kampf ums Überleben. Obwohl ich diejenigen bewundere, die sich entschieden haben, zu kämpfen, um ihre Träume zu verwirklichen, kann ich es einfach nicht tun. Das Sicherheitsbedürfnis ist einfach zu stark.

Allerdings gibt es Möglichkeiten auf dem Weg ein Gleichgewicht zu finden. Die meiste Arbeitszeit widme ich meiner Vollzeitbeschäftigung. Diese bezahlt die Rechnungen und meiner Familie ein schönes Dach über dem Kopf. Die Arbeit macht nicht immer Spaß, aber es ist okay.

Meine Freizeit widme ich meinen idealistischen Träumen. Ich verbringe Zeit mit meinen Kindern, meiner Frau und mit Hobbies. Und ich pflege mein Blog-Projekt. Geschaffen aus meinem eigenen Bedürfnis nach einfachem Zugriff auf die besten Finanzblogs, nutzen mittlerweile tausende Besucher jeden Monat den Finanzblogroll. Anders als manche Konkurrenz verfolge ich kein bestimmtes monetäres Ziel. Solange die Einnahmen die Ausgaben für Hosting, Plugins et cetera decken bin ich zufrieden.

Ich muss aber daran arbeiten, dem Idealismus wieder mehr Platz in meinem Leben einzuräumen. Spontaner sein und nicht zu viel nachdenken. Manchmal klappt das besser, manchmal schlechter. Wenn es aber klappt, darf sich danach auch gerne wieder der Pragmatiker in mir zeigen. Denn das Leben geht ja trotzdem weiter. Auch beim Wandern durch die Uckermark.

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5 Gedanken zu „Pragmatismus vs. Idealismus – Meine Suche nach der richtigen Balance“

  1. Hallo Felix

    Vielen Dank für diesen tollen Blogbeitrag. Du sprichst mir aus der Seele! Obwohl ich erst Mitte 20 bin habe ich ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Und nein, ich habe keine Kinder oder ein Haus das ich abbezahlen muss.

    Im letzten Abschnitt schreibst du es perfekt, man muss das Gleichgewicht finden. In meiner Freizeit bin ich gerne am Träumen, in der Natur und unternehme etwas mit meiner Freundin. Aber auch ich ertappe mich immer wieder beim “zu viel nachdenken”.

    Viel Erfolg weiterhin!

    Liebe Grüsse
    Schweizer-Minimalist

  2. Hallo Felix,

    wusste gar nicht, dass ich einen Ghostwriter mit telepathischen Fähigkeiten engagiert habe 🙂

    Super Text, in dem ich mich wiederfinde. Wir scheinen dieselbe Situation zu durchleben. Ich denke, die Balance ist Teil einer pragmatischen Herangehensweise. Mir persönlich geht’s um den “Purpose”, d.h. mein “Brotjob” soll mir genügend Antrieb und Inspiration geben, um die investierte Zeit als sinnvoll zu erleben. Ein Mismatch wäre an der Schwelle zur Depression, ein so “passt eh, geht gerade” für mich phlegmatisch.

    Alles Gute und vielen Dank für den Beitrag!
    Clemens

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