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Vasektomie – der Spartrick des “kleinen Mannes”

Im deutschen Small-Talk sind drei Themen tabu: Politik, Finanzen und Gesundheit. Aber ich kann dich beruhigen. In diesem Beitrag geht es nicht um Politik 🙂 Vielmehr geht es um Finanzen und Gesundheit. Genauer gesagt um den Bereich der Urologie. Es wird also a bisserle schlüpfrig. Vasektomie

Heute vor genau zwei Wochen habe ich mich nämlich einer Vasektomie unterzogen. Warum ich das getan habe, wie wir damit Geld sparen und warum ich das überhaupt auf meinem Blog schreibe, erfährst du alles in diesem Beitrag. Und zwischendrin gibt es noch zwei kleine Urologen-Witze. Was will man mehr?!

Was ist eine Vasektomie?

Die Vasektomie (oder Sterilisation) ist die sicherste Verhütungsmethode seitens des Mannes und ein relativ komplikationsarmer Eingriff. Dabei durchtrennt der Arzt die Samenleiter, sodass keine Spermien mehr über die Harnröhre nach außen gelangen. Nebenwirkungen und sonstige Auswirkungen gibt es in aller Regel nicht.

Falls du nicht weißt was Spermien und Samenleiter sind, dann frag doch bitte mal die Maus. Alternativ kannst du auch googeln. Aber vielleicht nicht unbedingt vom Firmen-Laptop aus.

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Wie verläuft eine Vasektomie?

Um dir die eigene Recherche zu ersparen, noch ein paar Worte zum Ablauf einer Vasektomie.

Zunächst habe ich einen Termin beim Urologen meines Vertrauens gemacht. Vor dem eigentlichen Eingriff gibt es immer ein formelles Vorgespräch. Dabei erläuterte mir der sehr fröhlich aufgelegte Arzt den Ablauf, mögliche Komplikationen, den Heilungsverlauf und die Kosten. Diese liegen in meinem Fall übrigens bei 500 Euro. Aber dazu später mehr.

Während des Vorgespräches findet auch eine kurze Untersuchung statt. Da der Arzt vier Kinder hat und ich drei Kinder habe, war die Frage nach dem “Warum?” schnell beantwortet. “Reicht ja auch.”

Zum Abschluss des Vorgespräches habe ich einen Termin für die Operation erhalten.

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V-Day – der Tag der Operation

Die Vasektomie selbst wurde durch den “Chef-Urologen” der Praxis durchgeführt. Zunächst wurden in einer Art Vorzimmer beide Seiten des Hodensackes lokal betäubt. Das hat ziemlich gepiekst – war aber insgesamt schon das was am meisten wehtat.

Danach ging es direkt in den kleinen Operationssaal.

Kurzer Urologen-Witz zum Einstieg bevor es ins Detail geht:
Kommt ein Mann zur Vorsorgeuntersuchung zum Urologen. Sagt der Urologe: “Einmal Hose und Unterhose runter. Während ich jetzt ihren Penis abtaste, sollte es zu einer Erektion kommen.” Der Urologe tastet ab. Patient: “Da tut sich gar nix bei mir.” Urologe: “Doch nicht bei ihnen.”

Also… der Urologe öffnet die Haut des örtlich betäubten Hodensackes an beiden Seiten für wenige Millimeter. Dann zieht er die Samenleiter ein bisschen heraus und durchtrennt sie. Dann wird ein kleines Stück der Samenleiter entfernt und die offenen Enden (mit Strom) verödet.

Was ich etwas kurios finde (aber ich bin ja auch kein Arzt): Zur Kontrolle, dass es sich tatsächlich um den Samenleiter handelt, werden die entnommenen Teile zur feingeweblichen Untersuchung in ein Labor geschickt. Ich frage mich, was der da sonst durchtrennen kann…

Im Nachgang der Operation wird noch geprüft, ob die Sterilisation wirklich erfolgreich war. Dafür muss man nach drei Monaten entsprechende Proben abgeben (ihr wisst was gemeint ist).

Die ersten zwei bis drei Tage nach dem Eingriff sollte man sich schonen, also vor allem nicht schwer heben. Ansonsten zieht und zwickt es ein wenig.

Aber um es in den Worten meiner Frau zu sagen: “Nach drei Geburten darf das auch ruhig ein bisschen weh tun.” Ja, sie hat mich lieb.

Geld sparen mit einer Vasektomie

Eine Vasektomie schützt natürlich nicht vor der Übertragung mit Geschlechtskrankheiten. Als Verhütungsmethode für alle, die mit der Familienplanung abgeschlossen haben, ist sie aus meiner Sicht aber die perfekte Wahl. Der Eingriff ist risikoarm, die Verhütung ist sehr sicher und es gibt keine hormonellen Auswirkungen wie bei der Anti-Baby-Pille.

Zudem kann “Mann” mit einer Vasektomie bares Geld sparen. Ist ja schließlich in erster Linie ein Finanzblog hier.

Um diese Behauptung zu untermauern, berechne ich die Kosten folgender Alternativen:
1. Verhütung mit Kondom
2. Verhütung mit der Anti-Baby-Pille
3. Vasektomie
4. Keine Verhütung

Es gibt noch eine Reihe weiterer Optionen. Aber an dieser Stelle belassen wir es mal bei diesen vier.

Als Rahmenbedingungen haben wir die “gebärfähigen Restjahre” (klingt bisschen nach Ü40-Party im Münsterland), den Pearl-Index und die Fruchtbarkeit.

Das Durchschnittsalter der letzten Regelblutung (Menopause) liegt im Durchschnitt bei 51 Jahren. (Übrigens: In mediterranen Ländern findet die Menopause etwa ein Jahr früher statt. Mit einem Umzug nach Menorca lässt sich also bares Geld sparen.) Meine Frau und ich sind 35 Jahre alt. Die “gebärfähigen Restjahre” betragen also 16 Jahre.

Der Pearl-Index misst die Sicherheit eine Verhütungsmethode. Grundlage der Berechnung sind 100 Frauen im gebärfähigen Alter, die ein Jahr lang die jeweilige Verhütungsmethode anwenden. Ein Pearl-Index von 5 bedeutet, dass 5 der 100 Frauen in diesem Zeitraum schwanger wurden.

Die Fruchtbarkeit von Frauen ab 35 Jahren beträgt rund 20 Prozent und nimmt stetig ab. Nehmen wir hier mal für die “letzten 16 Jahre” einen Durchschnittwert für die Fruchtbarkeit von 10 Prozent (Fachkundige können mich gerne berichtigen).

Wichtig: Die folgenden Rechnungen sind vereinfacht und keineswegs ein vollständiger Blick auf die möglichen Kosten.

1. Ohne Verhütungsmittel

Auch ohne Verhütungsmittel gibt es mögliche Verhütungsoptionen, beispielweise den Coitus interruptus (bitte wieder selbst googeln) oder die Kalendermethode. Letztere hat einen Pearl-Index von 12 – 15 – ist also ziemlich unsicher. Vor allem bei regelmäßigem Sex ist eine Schwangerschaft früher oder später sehr wahrscheinlich.

Laut familie.de kostet ein Kind bis zum 18. Lebensjahr 130.000 Euro. Andere Berechnungen kommen sogar auf deutlich höhere Schätzungen.

In jedem Fall ist der Verzicht auf Verhütungsmittel aus Kostensicht langfristig keine Alternative.

2. Verhütung mit Kondom

Der Pearl-Index für die Verhütung mit Kondom beträgt 2 – 12. Keine Ahnung warum die Spanne so groß ist. Nehmen wir als Mittelwert einfach mal 7. Laut Bild der Frau (aus meiner Sicht hier eine seriöse Quelle) haben Paare im Schnitt einmal die Woche Sex. Ein Kondom kostet etwa 1 Euro. Im Vorteilspack ist es günstiger, aber wer kauft schon im Drogeriemarkt 100 Kondome?!

Kosten = 1 Mal Sex pro Woche x 1 Euro pro Kondom x 52 Wochen im Jahr x 16 Jahre = 832 Euro

Und da ist die Inflation noch gar nicht eingerechnet! Außerdem sind Kondome nicht umweltfreundlich. Die Verpackung gehört zum Plastik-Müll in den gelben Sack. Die Kondome selbst bestehen in der Regel aus Latex und gehören in den Hausmüll. Latex lässt sich nicht ohne weiteres wiederverwenden (wer würde das auch wollen?!) und wird daher mit dem Restmüll verbrannt.

Zudem müssen wir noch das Schwangerschaftsrisiko einberechnen. Wenn ich es richtig verstehe, besteht laut Pearl-Index ein Schwangerschaftsrisiko von 7 Prozent – für jedes Jahr! Hochgerechnet auf 16 Jahre und bei 10 Prozent Fruchtbarkeit der Frau, ergibt sich ein Schwangerschaftsrisiko von 11 Prozent. Vereinfach gerechnet. Fachkundige und Statistiker mögen mir verzeihen.

Dadurch ergeben sich “Schwangerschafts-Risiko-Kosten” von 11 Prozent * 130.000 Euro (Kosten für ein Kind) = 14.300 Euro.

Die erwarteten Gesamtkosten für die Verhütung mit Kondom liegen also bei 15.132 Euro.

3. Verhütung mit der Anti-Baby-Pille

Der Pearl-Index für die Verhütung mit der Anti-Baby-Pille beträgt 0,1 – 0,9. Die laufenden Kosten betragen laut meinen investigativen Recherchen rund 10 Euro pro Monat – je nach Hersteller und Packungsgröße.

Kosten = 10 Euro pro Monat x 12 Monate im Jahr x 16 Jahre = 1.920 Euro

Auch hier müssen wir das Rest-Schwangerschaftsrisiko einbeziehen. Hochgerechnet auf 16 Jahre, bei einem Pearl-Index von 0,5 und bei 10 Prozent Fruchtbarkeit, beträgt dieses nur 0,8 Prozent.

Dadurch ergeben sich “Schwangerschafts-Risiko-Kosten” von 0,8 Prozent * 130.000 Euro (Kosten für ein Kind) = 1.040 Euro.

Die erwarteten Gesamtkosten für die Verhütung mit Anti-Baby-Pille liegen also bei 2.960 Euro.

4. Sterilisation des Mannes / Vasektomie

Der Pearl-Index für die Verhütung durch Sterilisation des Mannes beträgt 0,1 – 0,2. Die Fixkosten betragen 500 Euro, “laufende Kosten” gibt es nicht. Die Krankenversicherung übernimmt die Kosten einer Vasektomie nicht.

Auch hier müssen wir das Rest-Schwangerschaftsrisiko einbeziehen. Hochgerechnet auf 16 Jahre, bei einem Pearl-Index von 0,2 und bei 10 Prozent Fruchtbarkeit, beträgt dieses nur 0,32 Prozent.

Dadurch erwarteten sich “Schwangerschafts-Risiko-Kosten” von 0,32 Prozent * 130.000 Euro (Kosten für ein Kind) = 416 Euro.

Die erwarteten Gesamtkosten für die Verhütung mit durch Vasektomie liegen also bei 916 Euro.

Fazit zum Kosten-Vergleich

Ohne Verhütungsmittel ist auch im höheren Alter eine Schwangerschaft relativ wahrscheinlich. Die Kosten für ein Kind betragen bis zum 18. Lebensjahr rund 130.000 Euro => finanziell keine Alternative.

Die erwarteten Gesamtkosten für die Verhütung mit Kondom liegen bei 15.132 Euro, mit der Anti-Baby-Pille bei 2.960 Euro und durch Vasektomie bei 916 Euro.

Die Vasektomie gewinnt also den Kostenvergleich.

Gleichzeitig ist es wohl eine der schonendsten Verhütungsmethoden.

Ist das nicht alles ziemlich privat?

Stimmt. Genauso wie eine Vorsorgevollmacht, Sorgerechtsverfügung oder die persönliche Altersvorsorge. Es ist aber wichtig und wir sollten solche Themen nicht tabuisieren.

In Deutschland liegt die Sterilisation beim Mann (gemeinsam mit der Sterilisation der Frau) in der Beliebtheitsskala der Verhütungsmethoden an vierter Stelle – nach Pille, Kondom und Spirale. Und das obwohl die Vasektomie verglichen mit der Sterilisation der Frau einfacher, schneller, sicherer und kostengünstiger ist. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) verhüten nur rund fünf Prozent der Männer mittels Sterilisation.

Also Männers, keine Scheu! Nach nur zwei bis drei Wochen ist alles vorbei und funktioniert so (oder schlecht) wie vorher. Und vielleicht konnte ich den einen oder anderen ja auch mit der Kostenrechnung überzeugen. Männer sind ja bekanntlich eher zahlenorientiert 🙂

Noch ein kurzer Urologenwitz zum Abschluss? (Der ist aber wirklich schlüpfrig)

Ein Mann beim Urologen. Der Urologe: “Sie müssen unbedingt mit dem Onanieren aufhören!” Der Mann: “Warum das denn?” Der Urologe: “Weil ich Sie sonst nicht untersuchen kann!”

Herrje, der kostet mir meine Google-Platzierung.

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7 Gedanken zu „Vasektomie – der Spartrick des “kleinen Mannes”“

  1. Hab jetzt erst begriffen, dass du aus dem Münsterland kommst. Zuvor hatte ich einen kurzen Schockmoment woher der Autor weiß, dass ich das witzig finde. 😀
    Also erst sammelst du Artikel zusammen, die Sparkassen-, Volksbank- und LVM-Vertreter abkochen, anschließend beraubst du Gottes Schöpfung deines Samens, wenn du jetzt noch kritisch über die katholische Kirche berichtest wirst du vom Blitz getroffen… Oder vom Trecker überfahren, Stichwort BOR: Bauern ohne Rücksicht 😉

    Als Mann: Guter Beitrag und erfrischend verknüpft mit finanzieller Thematik. Auch wenn es müßig wird einem Kind später zu erklären, dass es nur Anspruch auf 10% Taschengeld bis zum 18. Lebensjahr hat weil ja der Pearl-Index der Verhütungsmethode es nur zu einem 0,1-Kind macht. 😉

    1. Hi rubbeldiekatz (passt ja…),

      1. Die Idee mit der Taschengeldlürzung gefällt mir. Werde ich bei Kind 1 mal vorschlagen.
      2. Ich komme nicht aus dem Münsterland, sondern aus einem Dorf im Kreis Recklinghausen. Aber auch hier ist der Stammbaum ein Kreis. Ich bin also vom Fach.
      3. Die katholische Kirche wäre ein leichtes Opfer, aber sicher mal einen Beitrag wert. Auch wenn ich dann in die Hölle komme. Dort kann ich mich vielleicht intensiv mit Marc Friedrich, Markus Krall und Co. austauschen?!

      Viele Grüße
      Felix

      1. Also da wird es jetzt philosophisch ob Marl dem Ruhrgebiet zuzurechnen ist. Ich denke der westmünsterländische Kulturdruck dürfte dort noch spürbar sein. :o) Bitte verzeihen Sie mir den geographischen Fauxpas Eure Recklinghausigkeit.

  2. Hey Felix,
    Respekt für diesen Beitrag. Finde es stark, dass du damit so offen umgehst und konnte den Artikel sachlich lesen. Die Vasektomie spart nicht nur Geld, sondern macht das Leben als Paar vermutlich generell entspannter als ständig an das Thema Verhütung denken zu müssen. Vor allem weil viele Frauen leider zur hormonellen Verhütung greifen und nicht wissen, was sie ihrem Körper antun. Kenne leider auch Fälle, wo der Mann sich gegenüber einer Vasektomie sträubt und stattdessen die Frau sich mit einem großen Eingriff hat sterilisieren lassen. Deswegen habe ich umso mehr Respekt vor Männern, die die Verantwortung auf sich nehmen.

      1. Mir blieb nur “sachliches” Lesen. Wie soll ich sonst meinem Freund erklären, dass ich Artikel über das männliche Glied anderer lese. 😀

        Ist tatsächlich ein Thema, über das ich im Umkreis ein wenig was mitbekommen habe. Teilweise auch im negativen Zusammenhang, wenn es um das lästige Thema Verhütung geht und Männer das komplett als Frauensache sehen. Klassiker: “Ich mag keine Kondome, nimm’ doch die Pille.”

  3. Haha ist das lustig, so viel Aufwand für die Rechnerei.
    Ich habe es auch gemacht aber nicht um Geld für Kondome zu sparen.
    Wenn Mann etwas will dann muß man sich darum kümmern und das gilt auch wenn Mann etwas nicht will.

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