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Wie ich in zweieinhalb Jahren 3.943,80 € mit der Privaten Krankenversicherung gespart habe

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Ha, erwischt. Ich wusste es! PKV oder GKV

Um für einen Beitrag möglichst viele Klicks zu erhalten, braucht es nur zwei Faktoren.

  1. Die Nennung einer ganz konkreten Zahl. Vor allem dann, wenn sich der Beitrag ums Sparen oder Geld verdienen dreht. (P.S. Bekommst du eigentlich auch immer so schlecht gemachte Werbeanzeigen bei YouTube angezeigt?!)
  2. Verwendung eines niedlichen Katzenfotos. Alternativ tut es auch eine hübsche junge Frau, die rein gar nichts mit dem Thema zu tun hat. Allerdings ist (glücklicherweise) der Frauenanteil auf meinem Blog relativ hoch, weshalb der Effekt eher mäßig wäre. Daher hier die Katze.

Nachdem nun alle “Ertappten” beleidigt wieder die Seite verlassen haben, komme ich zum inhaltlichen Teil. Denn anders als bei den erwähnten “Hier-wirst-du-schnell-reich-und-das-von-Zuhause”-Videos, zeige ich dir in diesem Beitrag echte Zahlen und (hoffentlich) verständliche Argumente.

Außerdem muss ich dich nicht vom Wechsel in die Private Krankenversicherung überzeugen. Ich möchte lediglich meine bisherige Erfahrung mit dir teilen.

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Kurze Einführung in die Private Krankenversicherung

Bevor es losgeht, noch ein paar Worte zur Privaten Krankenversicherung (PKV). Diese gibt es tatsächlich bereits seit dem Jahr 1883 und entstand, da bestimmte Bevölkerungsteile nicht in der gesetzlichen Pflichtversicherung berücksichtigt wurden. Dies betraf vor allem Beamte und Angehörige des Mittelstandes.

Derzeit sind 8,7 Millionen Menschen und somit 10,5 Prozent aller Versicherten in Deutschland privat krankenvollversichert.

Um in die Private Krankenversicherung aufgenommen zu werden, gibt es gesetzlich geregelte Annahmevoraussetzungen. Folgende Personengruppen können in die PKV wechseln: PKV oder GKV

    • Beamte, Richter und andere Personen mit Anspruch auf Beihilfe
    • Selbstständige und Freiberufler
    • Arbeiter und Angestellt mit einem Bruttoeinkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze (2021: 64,350 €)
      Personen ohne (oder praktisch ohne) eigenes Einkommen, auch Hausmänner/-Innen (ZwinkerSmiley) und Kinder

Die Debeka ist – gemessen an vollversicherten Personen – die größte Krankenversicherung in Deutschland. Weitere große Versicherer sind die Axa, Signal Iduna und die Allianz.

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So viel zu den wichtigsten Punkten zur Privaten Krankenversicherung. Es macht wenig Sinn an dieser Stelle weiter ins Detail zu gehen. Dafür gibt es andere Quellen und Experten, die deutlich mehr davon verstehen als ich. Wenn du mehr über die Vor- und Nachteile, Besonderheiten und Fallstricke der PKV erfahren möchtest kann ich dir Versicherungen mit Kopf und Finanztip empfehlen.

Jetzt aber Butter bei die Fische.

Warum ich in die Private Krankenversicherung gewechselt bin

Meine Frau ist pädagogische Fachkraft für Germanistik und Theologie für die Primarstufe. Also Grundschullehrerin.

Als sie Anfang 2018 nach ihrer Elternzeit wieder die Arbeit aufgenommen hat, stand die Reaktivierung ihrer ruhenden privaten Krankenversicherung an. Bis dahin waren sie und die Kinder über mich mit krankenversichert (Familienversicherung). Ich war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung.

So kam es also zu einem persönlichen Gespräch mit unseren Versicherungsberatern (meine Frau war ja bereits vorher in der PKV). Da mein Jahresbruttogehalt zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze lag, stellte sich natürlich auch für mich die Frage nach einem Wechsel in die PKV.

Da nun die Kinder (wie auch meine Frau) beihilfeberechtigt sind, ihr PKV-Beitrag entsprechend “niedrig” ausfallen und sie somit ebenfalls in die PKV wechseln würden.

Vor meiner Entscheidung, habe ich mich sehr ausführlich mit den Vor- und Nachteilen der Privaten Krankenversicherung beschäftigt. Insbesondere die mehr oder weniger berechtigten Vorurteile in der Gesellschaft gegenüber der PKV haben mich zunächst abgeschreckt.

Ein wichtiger Faktor waren die steigenden Beiträge im Alter. In den Medien gibt es ja regelmäßig Berichte darüber, wie Normalverdiener am Ende ihrer Berufslaufbahn hohe vierstellige Beträge an Krankenversicherungsbeiträgen zahlen müssen.

Auch hier würde es zu lange dauern ins Detail zu gehen. Durch Rückstellungen und die Wahl des richtigen Tarifes lassen sich diese Effekte abfedern. Zudem – und das war meine wichtigste Erkenntnis – gibt es eine gesetzliche Regelung die jederzeit einen Wechsel in den Basistarif ermöglicht. Dessen Leistungen und Beiträge entsprechen der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Voraussetzungen sind ein Alter von 55 Jahren und das Eintreten in die PKV ab 2009.

Die wichtigste Erkenntnis bei meinen Recherchen aber war:

Ein Wechsel in die Private Krankenversicherung sollte nicht aus finanziellen Gründen erfolgen, sondern aus dem Wunsch nach den bestmöglichen Gesundheitsleistungen.

Diese Einsicht sollte bei all deinen Überlegungen immer im Mittelpunkt stehen.

Letztendlich habe ich mich für den Wechsel in die PKV entschieden und habe mich am 01. Juli 2018 aus der gesetzlichen Krankenversicherung verabschiedet. PKV oder GKV

PKV – Wie ich 3.943,80 € gespart habe

Bevor ich die konkreten Berechnungen mit dir teile, möchte ich dir vorab noch ein paar Parameter erklären. Viele Daten findest du auch auf den Seiten des Bundesministeriums für Gesundheit.

a) Beitragsbemessungsgrenze PKV oder GKV

Jeden Monat zahlen Arbeitgeber (AG) und Arbeitnehmer (AN) Sozialversicherungsbeiträge für die Renten-, Arbeitslosen, Kranken- und Pflegeversicherung. Der AG zahlt die eine Hälfte, der AN die andere. Bei der Krankenversicherung gibt es in der Regel noch einen Zusatzbeitrag von etwa einem Prozent. Seit Januar 2019 zahlt auch der AG die Hälfte dieses Zusatzbeitrages.

Sozialversicherungsbeiträge sind gedeckelt. Dieser “Deckel” heißt Beitragsbemessungsgrenze und wird jährlich angepasst.

b) Krankenversicherungs(KV)-Beitrag

Der gesetzlich festgeschriebene Beitragssatz für die gesetzliche Krankenversicherung beträgt 14,6 Prozent und blieb in den letzten Jahren konstant. Gestiegen ist ja bereits die Beitragsbemessungsgrenze.

c) Zusatzbeitrag Krankenversicherung

Neben dem allgemeinen Beitragssatz können Krankenversicherungen Zusatzbeiträge erheben. Eine Liste der aktuellen Zusatzbeiträge findest du beim GKV Spitzenverband

Für die Berechnungen habe ich durchschnittliche Werte der letzten Jahre verwendet.

d) Anteil AN am Zusatzbeitrag

Wie oben bereits erwähnt, übernimmt der Arbeitgeber seit 2019 auch die Hälfte des Zusatzbeitrages. Vorher musste der Arbeitnehmer den Zusatzbeitrag voll selbst zahlen.

e) Maximaler Arbeitgeberzuschuss an der Krankenversicherung

Der Arbeitgeber zahlt die Hälfte der Krankenversicherungsbeiträge. Der Maximale Zuschuss ergibt sich aus der Beitragsbemessungsgrenze (BBG) und dem KV-Beitrag.

Max. AG Zuschuss KV = BBG * KV-Beitrag = 4.425 € * 14,6 % = 646,05 €
50% davon übernimmt der Arbeitgeber => 323,03 €

f) Pflegeversicherungs(PV)-Beitrag

Der gesetzlich festgeschriebene Beitragssatz für die gesetzliche Pflegeversicherung betrug 2018 2,55% und erhöhte sich bis ins Jahr 2020 auf 3,05%.

g) Maximaler Arbeitgeberzuschuss an der Pflegeversicherung

Gleiches Spiel wie bei den Krankenversicherungsbeiträgen. Der Maximale Zuschuss ergibt sich aus der Beitragsbemessungsgrenze (BBG) und dem PV-Beitrag.

Max. AG Zuschuss PV = BBG * PV-Beitrag = 4.425 € * 2,55 % [2018] = 112,84 €
50% davon übernimmt der Arbeitgeber => 56,42 €

So… jetzt hast du es fast geschafft.

Wenn du selbst auch in der PKV versichert bist, kannst du dir anhand dieser Daten auch deine mögliche Ersparnis berechnen.

Das finale Duell: GKV vs. PKV PKV oder GKV

In der folgenden Tabelle findest du den direkten Vergleich anhand der oben definierten Parameter.

Ab Juli 2018 findest du in den Spalten der Gesetzlichen Krankenversicherung die theoretischen Werte, die ich gezahlt hätte, wenn ich weiterhin in der GKV geblieben wäre. Diese Werte sind orange markiert.

Im Bereich der Privaten Krankenversicherung findest du eine Spalte “Selbstbehalt”. Dies sind Beträge, die ich für Gesundheitsbehandlungen und verschreibungspflichtige Medikamente bezahlt habe. In 2018 fielen keine Ausgaben mehr an, in 2019 rund 1.00 Euro und in 2020 rund 500 Euro.

In der Spalte rechts daneben sind die Rückzahlungen aufgeführt. Wenn man innerhalb eines Versicherungsjahres keine Rechnungen bei der PKV einreicht, erhält man (in der Regel) eine Beitragsrückerstattung. Bei mir ist das ungefähr das 2,5-fache eines Monatsbeitrages. In 2018 habe ich diese Rückerstattung erhalten, in 2019 waren meine Arztrechnungen zu hoch, dass sich das gelohnt hätte. Somit wurde zwar der Großteil meiner Ausgaben übernommen (bis auf die 1.000 Euro Selbstbehalt). Dafür habe ich allerdings keine Rückerstattung erhalten.

In 2020 habe ich keine Arztrechnungen eingereicht. Die Rückerstattung erfolgt erst im September des Folgejahres. Ich habe hier Prognoseberechnungen verwendet.

Wie du siehst, lagen in jedem Jahr meine Ausgaben für die Private Krankenversicherung (teilweise) deutlich unter denen, die ich in die Gesetzlichen Krankenversicherung hätte zahlen müssen.

Insgesamt ergibt sich bisher eine Ersparnis gegenüber der GKV von 3.943,80 €.

Die Höhe dieser Differenz hängt natürlich direkt von der Höhe des individuellen PKV-Beitrages ab. Dieser wiederum wird vor allem vom Alter des Versicherten und dem Versicherungsvertrag (Etagenbett und Bohnensuppe vs. Einzelzimmer mit Chefarzt-Singt-Dir-Ein-Schlaflied) beeinflusst.

Was ebenfalls wichtig und zu beachten ist: In dieser Rechnung wird die potentielle Mit-Versicherung der Kinder in meiner  (GKV-)Versicherung (“Familienversicherung”) nicht berücksichtigt. Die Kinder sind jetzt ebenfalls privat krankenvollversichert, was zusätzliche Ausgaben bedeutet. Allerdings profitieren sie durch meine Frau von einer Beihilfeberechtigung, sodass es insgesamt sinnvoll ist. PKV oder GKV

Fazit zur Privaten Krankenversicherung

Meine ersten zweieinhalb Jahre in der Privaten Krankenversicherung sind um. Was ich in jedem Fall bemerke ist eine Vorzugsbehandlung als PKV-Patient. Es gibt schneller Termine und eine ausführlichere Behandlung. Ob das ethisch und gesamtökonomisch sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.

Auch finanziell haben sich die ersten dreißig Monate gelohnt. In der weiteren Betrachtung könnte man nun berechnen, welche Renditen die bisher eingesparten KV-Beträge in einem Indexfonds erzielen könnten. Im besten Fall kann ich so während der ersten Jahre private Rücklagen bilden, die später für gegebenenfalls höhere Beiträge verwendet werden können.

Mal sehen wie es weiter geht. Das nächste Update gibt es dann vielleicht 2023 🙂

Felix

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