Persönliche Finanzblogs erlebten in den letzten Jahren einen regelrechten Boom. Und wie bei allen Trends, zeigt sich ein typisches Muster. Einige Finanzblogs wurden sehr populär, schaffen es regelmäßig in die Mainstream-Medien. Gleichzeitig entstanden teils heftige Gegenreaktionen auf die Konzepte der finanziellen Freiheit, Frugalismus und das Aktiensparen an sich. Und am Ende gibt wahrscheinlich es eine Rückkehr zum Mittelwert. Aus meiner Sicht befinden wir uns am Anfang der letzten Phase. Einige Finanzblogs sind bereits wieder von der Bildfläche verschwunden. Bei manchen ist es schade, anderen trauern wir sicherlich nicht hinterher. Finanztips aus dem Internet
Dabei können wir grundsätzlich von unterschiedlichen Meinungen profitieren. Manche Finanzblogger:innen haben sich auf bestimmte Nischen spezialisiert. Sie schreiben über P2P-Kredite, die Umsetzung bestimmter Investmentkonzepte, handeln mit Lego oder bieten Finanzinformationen für Frauen. Andere Blogs wiederum, sprechen ein breites Publikum an.
Das Tolle an persönlichen Finanzblogs ist ja, dass es keine richtigen und keine falschen Antworten gibt. Wie in anderen Bereichen unseres Lebens, können wir auch hier unterschiedliche Ideen aufnehmen und unsere eigenen Schlüsse daraus ableiten.
Nehmen wir als Beispiel ein Kuchen-Buffett. Ich persönlich bevorzuge ja eine Donauwelle. Andere stehen eher auf Obstkuchen, Kinder vor allem auf Muffins oder Schokotorte. Jeder kann sich nehmen, was er oder sie möchte. Und ab und zu kann man ja mal eine Gabel vom Nachbarn probieren. Was einem nicht schmeckt, lässt man eben weg.
Take the best and leave the rest
Bei Finanzblogs im Internet ist es praktisch genauso wie am Kuchenbuffet. Die Anrichte ist reich gefüllt mit Finanzblog-Tierchen, Aktienanalysen und kreativen Vorderker:innen. Nehmen wir uns also das Gute heraus und ignorieren den Rest. Es gibt eben nicht den EINEN Blog für alle. Keine Einheitsgröße, die allen passt.
Das Schöne ist ja gerade, dass Blogger:innen ihre persönlichen Geschichten und Erfahrungen mit uns teilen. Sie investieren viel Zeit, um diese Informationen aufzuschreiben und zu veröffentlichen.
Das Einzige, was wir als Leser tun müssen, ist die richtige Auswahl zu treffen. Denn die ist immer individuell. Was wir aber dafür bekommen ist sehr viel mehr, als beim Fernsehen oder in vielen Fachbüchern und -Zeitschriften. Denn wir können uns schnell und kostenlos die Geschichten auswählen, die uns am besten unterhalten. Und die besten Ideen finden, die für uns umsetzbar und sinnvoll sind.
Es gibt nicht die EINE beste Meinung
Bei der FIRE-Bewegung geht es darum, möglichst viel Geld zu sparen und zu investieren, um schnellstmöglich in den Ruhestand gehen zu können. Die guten letzten Börsenjahre ermöglichten vielen Sparfüchsen die erfolgreiche Umsetzung dieses Konzeptes. Parallel entstand eine Fülle von Blogs und YouTube-Kanälen, auf denen die „FI-ler“ ihre Geschichte teilen. Dadurch wurde FIRE populär – und gleichzeitig extremer. Denn der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit wurde bei einigen offensichtlich zum dominierenden Lebensmittelpunkt. Strom sparen solange die Kerze glimmt, wohnen im Zwergenhaus und Nomadentum als ultimatives Lebenskonzept.
Sparsamkeit ist eine gute Idee. Aber nicht um jeden Preis. Der Verzicht auf Komfort kann in bestimmten Bereichen auch zu einem Verlust an Gesundheit, Produktivität und Glück führen. Ich bin bekanntlich kein Freund von extremen FIRE. Das liegt allerdings auch meiner persönlichen Situation. Andere können vielleicht mehr Ideen und Anregungen daraus ziehen.
Im Leben gibt es selten die EINE richtige Antwort auf jedes Problem. Es gibt nicht den EINEN richtigen Weg. Vielmehr geht es darum, die richtige Ausrüstung auszuwählen, die wir auf unserer Reise benötigen. An anderer Stelle nennt man das Resilienzfähigkeit. Aber es braucht eben zudem noch möglichst viele Informationen aus verschiedenen Quellen.
Mach‘ es zu deinem Projekt! Finanztips aus dem Internet
Vor allem auf YouTube und Facebook lese ich immer wieder Kommentare, in denen nach konkreten Ratschlägen gefragt wird. Das ist genau der falsche Weg. Wer solche Fragen stellt, hat es noch nicht kapiert. Denn ohne die jeweilige Situation zu kennen, sind alle Ratschläge sinnlos. Zudem sollte sich jeder selbst Gedanken machen, ob und wie er sein Geld anlegen möchte. Anleger:innen sollten selbst die Verantwortung für ihre Entscheidungen übernehmen und nicht anderen überlassen. Wer das nicht kann, sollte sich an einen unabhängigen, kostenpflichtigen Finanzberater wenden.
Wer sich hingegen selbst um seine Finanzen kümmern möchte, sollte die verschiedenen Finanzinformationen aus dem Internet personalisieren. Sich anhand seiner persönlichen Situation Budgets aufstellen, Wertpapiere auswählen und entsprechende Sparpläne einrichten. Dabei sollte auch die individuelle steuerliche Situation betrachtet werden. Stichwort Freibetrag für Kapitaleinkünfte.
Vor allem zu Beginn braucht es Zeit, um sich in diese Themen einzulesen. Aber es lohnt sich!
Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic
Einige Finanzblogger:innen haben eine Ausbildung im Finanzbereich (dafür spielen bei diesen aber oft auch finanzielle Interessen eine Rolle). Die meisten von ihnen aber sind Amateure – so wie ich. Über viele Jahre habe ich mich mit privater Geldanlage beschäftigt. Auf meinem Blog teile ich meine persönliche Sicht in Form eines (sehr einseitigen) Gespräches. So wie mit einem guten Freund beim Kaffee oder Bier. Nur (leider) eben ohne Kaffee oder Bier…
Ich habe allerdings keine formale Ausbildung. Weder zum Finanzberater, noch zum Lebenshelfer oder Schamanen. Durch die langjährige Beschäftigung mit finanziellen Themen, bin ich – zumindest in dieser Hinsicht – aber kein Trottel. Ich weiß das. Du aber nicht. Deshalb sollten wir Texte und Meinungen anderer auch immer hinterfragen.
Investieren ist ein heikles Thema. Es geht um dein Geld. Deshalb würde ich auch niemandem konkrete Finanztipps geben. Weder zu irgendwelchen heißen Aktien, noch zu bestimmten Anlagestrategien oder Sparquoten. Ich spreche lediglich darüber, dass ICH ausschließlich in börsengehandelte Indexfonds (ETFs) investiere. Aus meiner Sicht gibt es keine Produkte, die günstiger, breiter diversifiziert und transparenter sind. Schlaue Leser:innen informieren sich dann selbst, um ihre Wissenslücken zu schließen Andere vertrauen auf diese Aussage. Sie müssen hoffen, dass der andere kein Trottel ist. Finanztips aus dem Internet
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Wenn dich eine Idee interessiert, solltest du sie einem Freund erzählen. Vor allem dann, wenn du nicht sicher bist, ob das Konzept verstanden hast. Der Freund, beziehungsweise die Freundin, sollte sich natürlich auch für Finanzen und Geldanlage interessieren. Im besten Fall teilt ihr die gleichen Grundsätze. Vielleicht ist die Idee für dich sinnvoll. Vielleicht ist sie aber auch falsch. Viele Finanzthemen sind (möglicherweise mit Absicht) kompliziert. Das Einholen einer zweiten Meinung kann dabei helfen, die Idee richtig zu verstehen.
Ist kein „Finanz-Freund“ zur Hand, kannst du dir in Büchern oder anderen Finanzblogs weitere Meinungen einholen. Vielleicht auch bei Blogger:innen, die eine komplett andere Sicht auf das Thema haben.
Folge nicht blind jedem Ratschlag – vor allem nicht jenen aus dem Internet. Finanztips aus dem Internet
Zusammenfassung Finanztips aus dem Internet
Das Internet macht Finanzinformationen für viel mehr Menschen zugänglich. Das ist großartig, weil es kostenfrei ist und Chancengleichheit fördert. Allerdings kommen diese Informationen aus unbekannten oder zumindest amateurhaften Quellen. Du musst also deine Hausaufgaben machen und nicht alles glauben.
Deine Finanzen sind extrem wichtig. Du solltest auf dein Geld aufpassen. Entscheidungen, die langfristigen Einfluss auf deine finanzielle Situation haben, solltest du niemals nie auf Grundlage eines im Internet gelesenen Beitrages treffen. Egal, ob im Wallstreet Journal oder auf einem Finanzblog.
Nutze das Internet in erster Linie dazu, um neue Ideen und allgemeingültige Informationen zu erhalten. Deine tatsächlichen Entscheidungen, solltest du aber letztendlich mit Ratschlägen von jemandem untermauern, dem du vertraust und dem deine Interessen am Herzen liegen.
Also: Nimm das Gute, verwerfe das Schlechte, personalisiere die Ideen und teile sie mit einem Freund!
So, jetzt erstmal eine gute Donauwelle! 🙂
Hallo Felix,
lange bevor ich überhaupt selbst Blog oder YouTube machte, war mir Finanzblogroll, neben Büchern von Kommer & Co, immer die nächste Anlaufstelle. Gute Blogs, ob nun Christian von Bergfahrten, Klaus vom Hamsterrad Blog und viele weitere wären wohl an mir vorbei gegangen.
Die goldene Anlageform habe ich nie gesucht, sondern eher ein Interessenaustausch oder auch einfach zu Lesen wie der eine oder andere ,,alte Hase” an der Börse mit Situation umgegangen ist. Der Mix an Finanzblogs macht es, und wie Du richtig schreibst, sollte jeder aber für sich dann doch lieber selber entscheiden was er will, oder eher nicht.
Lebenssituation und Lebenswege von Bloggern und YouTubern genauso wie die deren Konsumenten (Leser) dann doch zu Unterschiedlich das man einfach 1zu1 das kopieren kann und vor allem auch nicht sollte.
Für mich sind Finanzblogs nach wie vor, um mir den einen oder anderen Denkanstoß zu holen. Auf neue Unternehmen für mein Depot aufmerksam zu werden, oder aber auch nur wenn Deine Kinder Dir mal wieder einen Streich gespielt haben ;-).
Super Beitrag, und ich hoffe das es Dich noch lange geben wird!
Gruß
Roger
Hi Roger,
mein Kinder spielen mir keine Streiche – sie kontrollieren mich 🙂 Danke für deinen Kommentar und die netten Worte!
Viele Grüße
Felix
” Schlaue Leser:innen0vermeitnlcihen Experten. ” da hat sich ein Fehler eingeschlichen
zum Thema, was man meiner Meinung nach mit Finanztips aus dem Internet tun sollte, nachdem man die gefunden hat die einem zusagen ist UMSETZEN, egal ob es klappt oder nicht Hauptsache man fängt an!
Gut, dass einer mitliest 🙂
Stimmt, Umsetzen und eigene Erfahrung sammeln ist das Wichtigste!
Kannst du mir ein Stück Donauwelle rüberschicken? Ich liebe diesen Kuchen, aber die Dr. Oetker Backmischung ist leider nur ein schwacher Abklatsch davon, was dieses Gebäck eigentlich ist!
Da muss man also selbst ran, genauso wie bei seinen Finanzen! (Puh, Kurve noch mal gekriegt 😉
Viele Grüße
Jenni